„Wir sind von der Resonanz des Publikums total überrollt worden“

An den ersten beiden Dezemberwochenenden finden wieder die Christmas Classics in der Christuskirche statt, und das seit 15 Jahren. Höchste Zeit für ein Gespräch mit dem Leader und Musical Director der Remember Band, Michael Sommer.


Interview: Axel Stock


Herr Sommer, die Christmas Classics gibt es jetzt seit unglaublichen 15 Jahren. Wie ist es dazu gekommen, diese Weihnachtskonzerte in der Christuskirche zu veranstalten?
Michael Sommer: Wir haben 2007 mit der Remember Band bei der sog. „Pink Konfirmation” gespielt, die ja im Fünfahresrhythmus vom Ehepaar Beuschel veranstaltet wird. Die fand damals noch im Haus Zoar statt. 2007 haben wir nach der Veranstaltung noch kurz bei einem Kaltgetränk zusammen gestanden, und da kam die Idee auf ein Weihnachtskonzert zusammen zu machen.

Im August 2007 habe ich dann Werner Beuschel angerufen. Und dann sind wir relativ blauäugig da rein gegangen, und haben uns zusammengesetzt und überlegt, wie wir das verwirklichen könnten. Martin Heybeck (unser damaliger Sänger) und ich hatten damals von Anfang an eine Vorstellung von einem Weihnachtskonzert in einer Kirche mit aufwendiger Ton – und Lichttechnik, aber eben keine klassische
Weihnachtsmusik zu spielen, sondern Weihnachtspopmusik. Für das Jahr 2007 war das eine bisschen skurrile Verbindung, die Kirche ist ja typischerweise kein Konzertsaal, und dass man Popmusik in der Kirche spielt, war eher selten, aber das schwebte uns damals so vor. Das Pfarrerehepaar Beuschel war schnell begeistert von unseren Vorstellungen. Und dann haben wir überlegt, wie wir es machen. Es sollte sich ganz klar unterscheiden von den Veranstaltungen, die die Remember Band sonst das ganze Jahr spielt, wir wollten auf jeden Fall auch Gastmusiker dabei haben. Im ersten Jahr hatten wir dann zudem das große Glück, dass der Extratipp und Radio 90.1 uns massiv unterstützt haben, sonst wäre eine solche Veranstaltung nie so schnell so groß geworden.


Waren denn direkt alle Bandmitglieder Feuer und Flamme dafür dafür in einer Kirche zu spielen? Gab es so etwas wie Schwellenangst?
Nein, das ist nie Thema gewesen, auf jeden Fall nicht nicht inhaltlich, aber musikalisch und von der Technik her waren schon Fragen da, weil eine Kirche ja nicht dafür ausgelegt ist, dass verstärkte Musik darin gespielt wird, vor allem mit dem Schlagzeug gab es Probleme, wir mussten das modifizieren, das Schlagzeug musste absolut leise spielen. Die Christuskirche hat aber einen großen Vorteil, sobald sie sich mit Publikum füllt und der Chorraum mit Vorhängen abgehängt wird, verbessert sich die Akustik entscheidend. Das mussten wir erst lernen.


Also am Anfang gab es mehr eine Schwellenangst durch diesen ungewöhnlichen Raum?
Wir wussten ja gar nicht, was uns erwartet, und was vor allem das Publikum von uns erwartet, das war ja völliges Neuland. Da konnte man echt bei jedem Bandmitglied und jedem Beteiligten von Lampenfieber sprechen.

Hätten Sie gedacht, dass dieses Konzert einen so nachhaltigen Erfolg haben würde und nach 15 Jahren auch noch stattfinden würde?
Ehrlich gesagt, nein, also wir haben das Konzert 2007 geplant und haben gesagt, wir setzen mal so zwei Konzerte an einem Samstag an, 16.00 und 20.00 Uhr – zwei Konzerte, um diesen großen Aufwand an Technik auch refinanzierbar zumachen. Und dann war es aber durch die sehr gute Werbeunterstützung so, dass die zwei Konzerte binnen 14 Tagen ausverkauft waren. An dem Wochenende sind wir dann
aber von der Resonanz des Publikums total überrollt worden, da gab es frenetischen Applaus.

Das war deshalb so besonders, weil es, wie unser Schlagzeuger sagte, ein Geschenk ist für jemanden, der in einer Coverband spielt, die es eigentlich nicht gewohnt ist, dass sie hundert Prozent Aufmerksamkeit bekommt. Normalerweise sind wir Teil einer Veranstaltung, aber wir sind selten als Coverband der Grund, dass die Leute irgendwo hingehen, das ist also ein Geschenk, wenn man so etwas machen darf wie die Christmas Classics und dann hundert Prozent Aufmerksamkeit bekommt.

Die Band schenkt der Christuskirchengemeinde jedes Jahr auch einen Auftritt im Gottesdienst. Ist das nicht ein hoher Mehraufwand?
Ich würde das nicht höher hängen, als es auch tatsächlich ist. Wir sind ja an zwei Wochenenden immer zusammen, da muss man diese eine Stunde Gottesdienst nicht überbewerten. Wir haben in jedem Jahr versucht, auch etwas von dem Zuspruch, den wir erfahren, zurückzugeben. Da wir über Radio 90.1 auch immer eine Verbindung zu der Aktion „Lichtblicke“ hatten, war die Idee, einen „Lichtblicke-Gottesdienst” zu machen, und da war die Band natürlich dabei. Wir haben ja auch ein Stück geschrieben, das in einem Jahr „Lichtblicke“ Song war, „Hört hin!“ Es war uns wichtig, etwas zurückzugeben, nicht nur der
Christuskirchengemeinde, der wir natürlich zu großem Dank verpflichtet sind.

Wie funktioniert die Auswahl der Stücke?
Wir haben jetzt so festgestellt, dass gerade während der Corona Pandemie viele große Künstler Weihnachtssongs geschrieben haben. Die hatten keine Auftritte und deshalb Zeit. Es gibt dann die sogenannten Evergreens, da muss man immer die schmale Gratwanderung machen zwischen „Ja, das muss dabei sein“ oder „Wir haben es die letzten 3 Jahre gespielt, das kann jetzt mal Pause haben“.

Gibt es da irgendein Stück, was da so herausragt in den letzten Jahren?
Jeder in der Band hat so seinen Lieblingskünstler und sein Lieblingsstück, wir achten aber immer auf Ausgewogenheit. Es gibt aber ein Stück, das, so glauben wir zumindest, den Leuten in Mönchengladbach besonders gut gefällt, das ist „Fairy Tale of New York“, was gar nicht so als Weihnachtsstück in den Köpfen ist, wir haben das aber dann gespielt und seitdem wollen die Leute das hören. Aber wir haben auch 2021 das Wunschkonzert gemacht, und da hat man auch gesehen, was die Leute hören wollen, u.a. „Hymn“ von Barclay James Harvest, „The Power of Love“ von Jennifer Rush, Leonard Cohens „Halleluja“, „Christmas Time“ von Bryan Adams.

Die Remember Band hat auch selbst schon Weihnachtslieder geschrieben.
Ja, insgesamt haben wir bisher vier Stücke geschrieben, die werden auch immer wieder ins Programm aufgenommen, nicht jedes Jahr, aber immer wieder. „Hört hin“ war der Titel, der auch thematisch speziell für die Aktion „Lichtblicke“ geschrieben wurde, dann gibt es noch drei weitere. Dieses Jahr werden die auch im Programm wieder auftauchen, aber wir haben ja auch während der Christmas-Classics-Jahre acht CDs produziert, von der Single CD bis zur Live CD von dem Radiokonzert bei 90.1. Das und unsere Auftritte bei CityVision, das waren wirklich Highlights!

Gab es Momente, besondere Momente, an die sie sich erinnern in den 15 Jahren, wo Sie das Gefühl hatten, dass sich der ganze Aufwand gelohnt hat?
Es gibt zwei Momente für mich persönlich, das ist zum einen das besagte Radiokonzert, bei dem wir es technisch geschafft haben, dass die Anmoderation der Radiosprecherin Cosima Clauss im Sender in die Kirche übertragen wurde, d.h. Cosima Clauss hat nicht nur die Hörer im Radio begrüßt, sondern auch das
Live-Publikum in der Kirche, und wenn ich jetzt darüber spreche, bekomme ich immer noch Gänsehaut. Wir haben hinterm Vorhang gesessen und waren hin und weg.

Aber dann gibt es noch einen zweiten Moment. Da war es so, das Konzert war zu Ende, wir hatten unsere Zugaben gespielt, der Vorhang war zu, aber die Leute wollten einfach nicht rausgehen, die sind stehen geblieben und haben weiter geklatscht. In den Jahren vor Corona haben wir uns ja immer draußen von dem Publikum verabschiedet, d.h., wir mussten schnell von hinten um die Kirche rum und vorne wieder rein, damit man möglichst früh vorne stand, ich hatte das auch ganz schnell gemacht, bin nach vorne gelaufen, stand aber ganz allein da, und sehe von hinten durch die Kirche, dass der Vorhang wieder aufgeht. Dann haben wir ein Stück aus dem Programm noch mal gespielt, weil wir keine Zugabe mehr
hatten, und ich musste durch den Gang wieder zurück, alle anderen waren schon wieder auf der Bühne, nur ich nicht. Das waren die beiden Momente in den Konzerten.

Außerhalb der Konzerte hat sich Werner Beuschel so angewöhnt, im Fünfjahresrhythmus im Gottesdienst so ein bisschen Revue passieren zu lassen, was wir für eine Reise gemacht haben, und da pickt er auch jeden Mitwirkenden aus diesem Bandumfeld heraus, die Musiker, die Techniker, und spricht einige Sätze
über sie. Und mir graut im positiven Sinne schon vor dem Gottesdienst dieses Jahr, da sind auch schon Tränen geflossen, im Sinne von Freudentränen, das war bei fünf und zehn Jahren definitiv so…


Es gibt es noch einzelne Karten für die beiden ersten Dezember-Wochenenden, erhältlich über die Vorverkaufsstellen des Reservix-Netzwerks sowie online unter www.christmasclassics.de

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