Wie das Taufkreuz in die Christuskirche kam

Wenn man bei Taufen den Gottesdienst in der Christuskirche besucht, fällt einem das aus Metall gefertigte Kreuz auf dem Taufbecken kaum auf, denn es fügt sich perfekt in die  Formensprache anderer Details im Kirchenraum ein, zum Beispiel den Verzierungen der Kanzel, so dass der Kirchenbesucher zu der Annahme verführt wird, dass es speziell für die Christuskirche angefertigt wurde. Tatsächlich ist dem aber nicht so, das Kreuz hat eine völlig andere Herkunft, die im folgenden kurz erzählt werden soll.

Geschaffen wurde dieses Kreuz schon 1967 als Gesellenstück von Thomas Keller, dem Vater eines Konfirmanden. Wie Thomas Keller erzählt, stand er damals am Ende seiner Ausbildung zum „Gürtler“. „Gürtler“? Da musste ich nachfragen, denn diese Berufsbezeichnung war mir fremd. Gürtler, so erläuterte mir Thomas Keller bei einem Besuch, waren Kunstschlosser oder Kunstschmiede (heutige Berufsbezeichnung ist nüchtern „Metallbauer, Fachrichtung Gestaltung“), deren Werkstoffe aus Buntmetallen wie Kupfer, Messing oder Bronze bestanden, und die daraus zum Beispiel Treppengeländer, Handläufe und ähnliche Gegenstände herstellten.

Bei der handwerklichen Gestaltung des Kreuzes, das jetzt in der Christuskirche steht, musste Thomas Keller das Metall „treiben“, „dengeln“, „ziselieren“ und „löten“. Besonders die erstgenannten Tätigkeiten sind heute den meisten Menschen nicht mehr geläufig. Anschließend wurden die einzelnen Teile zusammengebaut und gefärbt. Vor der Herstellung mussten Zeichnungen und Pläne für die Gestaltung des Kreuzes angefertigt werden.

Inhaltlich standen bei dieser Arbeit die Evangelisten-Symbole im Vordergrund. Im Uhrzeigersinn beginnt der linke Teil des Kreuzes mit Lukas, dargestellt als Stier oder Ochse (einem Opfertier), dann Johannes als Adler (hoher Flug der Anbetung), gefolgt von Markus als Löwen (Tier der Wüste) und schließlich Matthäus, dargestellt als Mensch mit Flügeln (einem Engel). In der Mitte sieht man die Figur des gekreuzigten Jesus. Für Thomas Keller, war damals der Prozess der Formfindung entscheidend, also die Überlegung, wie man abstrakte Figuren in eine stilistisch homogene Form bringt, um damit dem Betrachter eine klare Aussage zu präsentieren. Glanz und Strahlkraft der christlichen Botschaft in den gewählten Symbolen deutlich zu machen war seine Herausforderung, die er mit dem diesem Kreuz beeindruckend bewältigt hat. So wird Handwerk zu Kunst.

Und wie kam das Kreuz in die Christuskirche? Ganz einfach und doch zufällig. Thomas Kellers Sohn Leon war einer der vielen Konfirmanden unseres Pfarrerehepaars Beuschel, das sich mit der Familie Keller anfreundete. Leon wurde nicht nur konfirmiert, sondern auch getauft. Dabei kam das Gespräch auf das Kreuz, das Thomas Keller viele Jahre lang in seiner Wohnung und Werkstatt aufbewahrt hatte.  Es „führte immer nur ein Schattendasein“, erzählt er. Annette und Werner Beuschel waren begeistert, als sie sich das Kreuz anschauen konnten: Es war wie für die Christuskirche gemacht, und so hat das Altarkreuz als Taufkreuz dort seinen idealen Platz gefunden.

Thomas Keller hat übrigens den Beruf des Gürtlers nicht lange ausgeübt. Er schlug den zweiten Bildungsweg ein und studierte dann zunächst Maschinenbau, schließlich im Rahmen einer pädagogischen Ausbildung als Zweitfach „Kunst und Gestaltung“. Als Lehrer brachte er seinen Schülerinnen und Schülern nahe, „gestalterische Aufgaben zu lösen und in Projekten zu realisieren“, so wie für ihn damals aus einer Idee das Altarkreuz wurde. Von 1993 an bis zu seiner Pensionierung unterrichtete Thomas Keller am Berufskolleg für Technik und Medien am Platz der Republik.

Die Erläuterungen zu den Evangelisten habe ich dem christlichen Lexikon des Buchversands „Logo“ entnommen.

Axel Stock

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