Es hat sich mittlerweile herumgesprochen: das Café 1517 im Wichernhaus ist wieder geöffnet, und zwar jeden Donnerstag von 15 bis 17 Uhr. Dass die Zahl 1517 auch für das Jahr steht, in dem die Reformation ihren Anfang nahm, passt gut zu einem evangelischen Gemeindehaus. Ein Haus, in dem aber keiner nach der Konfessionszugehörigkeit gefragt wird. Im Gegenteil: dieses Café 1517 lebt von den Menschen, die einfach gern hierher kommen. Wie zum Beispiel Margret von Kannen. Sie gehört quasi zu den Gründungsmitgliedern des geselligen Treffs im Wichernhaus. Und so war sie natürlich enttäuscht, dass die Leiterin des Cafés nach vielen Jahren den Staffelstab weiterreichen wollte, aber vorerst keine Nachfolgerin in Sicht war. Seit Anfang des Jahres kümmert Sandra Minkenberg-Maurin um den Treff am Marktstieg. Und Margret von Kannen ist glücklich. „Ich finde die lockere Atmosphäre hier so toll“, sagt sie, und die mit ihr am runden Tisch sitzen, nicken entschieden. Insbesondere dass man hier buchstäblich über Gott und die Welt reden kann, kommt bei den Café-Gästen gut an. Scherzen und Lachen gehören dazu. Und leckeres Gebäck. Die Favoriten des Nachmittags: Mandelhörnchen und Nussecken. Sehr lecker! Die Runde ist sich einig.
Petra Koch am Nebentisch nennt es einen Vorzug dieses Treffs, dass neben den Süßigkeiten auch die Kaffee-Spezialitäten für kleines Geld angeboten werden. So könne sich jeder den regelmäßigen Besuch leisten. Gerade der Kirche stünde das gut zu Gesicht, meint Koch. Und dass man hier mit anderen in Kontakt bleibe. „Im Alter bricht vieles weg“, sagt die Café-Besucherin. Bekannte und Nachbarn zögen ins Altenheim oder zu den Kindern. „Hier hat man Umgang mit anderen“.
Genau das ist die Herzenssache von Sandra Minkenberg-Maurin. „Ich liebe es, mit Menschen zusammen zu sein, und zwar von jung bis alt“, erklärt die Chefin mit einem strahlenden Lächeln. Das merkt die Gottesdienstgemeinde Sonntag für Sonntag, wenn Minkenberg-Maurin als Küsterin der Christuskirche im Einsatz ist. Im Wichernhaus betreut sie nun einen weiteren Aufgabenbereich. Und sie sagt ausdrücklich: „Wichtig ist, dass die Leute Kontakt miteinander haben. Und dass man gerade das Alltägliche miteinander teilt.“ Und darum stellt die Leiterin des Cafés die Besucher vor, wenn sie erstmals ins Wichernhaus kommen. Und dass man sich untereinander begrüßt, ist selbstverständlich. Wer anschließend in Ruhe seinen Kaffee trinken will und mit sich selbst in Gesellschaft bleiben möchte, kann das natürlich tun.
Während die ältere Generation sich an diesem Donnerstagnachmittag Anfang März im eigentlichen Café-Bereich aufhält, hat es die Jüngeren nach draußen in den Kirchgarten gezogen. Strahlender Sonnenschein. Auf dem Biergartenmobiliar sitzen drei junge Frauen. Zwei ehemalige Konfirmandinnen der Christuskirche befinden sich im angeregten Gespräch mit ihrer Schulfreundin. Hannah Becke ist eigens aus Krefeld angereist. Und sie genießt die Atmosphäre im Kirchgarten. „Ich finde das hier super“, sagt die 28-Jährige. „Absolut zentral, und doch sitzt man nicht in der Fußgängerzone, sondern im Grünen.“ Und noch etwas gefällt der jungen Mutter: „Meine beiden kleinen Jungs können hier spielen, ohne dass ich ständig nach ihnen schauen muss, damit sie nicht auf die Straße rennen.“ Hannah Becke meint damit den mit Mauern eingefriedeten Garten.
Sandra Minkenberg-Maurin erzählt nach Dienstschluss von ihrer Idee, aufgrund der schönen Resonanz ergänzend zum Café-Betrieb künftig einen Mütter-Treff im Kirchgarten anzubieten. Väter wären natürlich genauso willkommen. Einfach einen Raum zum Reden unter freiem Himmel schaffen, ganz ohne Programm. Wer Kinder im Vorschul- und Grundschulalter hat und sich von dieser Idee angesprochen fühlt, darf die Mitarbeiterin der Christuskirchengemeinde gern kontaktieren.
Als sich dann im Wichernhaus kurz vor 17 Uhr die Runde auflöst, berichtet eine, dass nach längerem Krankenhausaufenthalt eine andere wieder zu Hause ist. Kurzerhand wird ein Telefon gezückt, der Lautsprecher auf Mithören gestellt. Und man verschickt einen vielstimmigen fröhlichen Gruß. Man sähe sich hoffentlich demnächst im Café 1517 wieder.