Es ist schön, wenn man den Hof gemacht bekommt. Wirklich. Ich rede als Betroffener. Und zwar als einer, der wohl ebenfalls noch weiß, was eine Augenweide ist und ein Betthupferl. Halt auch so Ü-60-Wörter. Aber ich meine die Feststellung jetzt nicht bildlich, wenn ich sage: es ist schön, wenn man den Hof gemacht bekommt. Es geht nicht um einen übertragenen Sinn, also um ein intensives Werben um eine – ich will nichts Falsches sagen – Person.
Die Gemeinde hat nämlich den Kirchhof gemacht bekommen. Vor allem der Bodenbelag, komplett neu! Das Grundstück der Gemeinde gehört jetzt auch optisch ganz zum Kapuzinerplatz. Und auch sonst hat sich die Stadt im Rahmen des Handlungs- und Entwicklungskonzepts für Gladbach und Westend bei der Neugestaltung des Platzes mächtig engagiert. Machen wir uns morgen auf Entdeckungsreise. Mit einem Fest. Mit ausdrücklichem Dank. Auch mit einem Gott sei Dank.
Das Fest zur Eröffnung beginnt am 24. August um 11 Uhr nämlich mit einem Gottesdienst in der Christuskirche. Kürze und Würze werden sich reimen. Und zum Reim passt die Musik. Suin Chen-Haurenherm rahmt die halbe Stunde mit Orgelspiel, Rob Sure singt zur Gitarre Klassiker wie “Ev’ry Breath You Take” und animiert zum Mitsingen.
Zum Beispiel mit einem Song, in dem es um Oben und Unten geht. Brüder – überm Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen. So dichtete Friedrich Schiller in seiner Ode an die Freude. Gott wohnt überm Sternenzelt. Einerseits. Andererseits ist er auch weit darunter zu finden. Als heruntergekommener Gott. Als Gott, der Mensch wurde. Jesus Christus: einer wie wir.
Bleiben wir beim Einerseits. Bleiben wir beim Oben. Vielleicht nicht gleich überm Sternenzelt. Sondern nur über den Wolken. Bis dahin kann es der Mensch schon schaffen. Mit Fluggeräten aller Art. Wer einmal da oben war, bekommt eine Ahnung von grenzenloser Freiheit und wie „alle Ängste und alle Sorgen (…) nichtig und klein“ werden. So sang es einst ein gewisser Reinhard Mey.
Abstand tut wirklich manchmal ganz gut. So kriegt man die tatsächlichen Größenverhältnisse besser in den Blick. Und für diesen Abstand muss man auch nicht immer gleich in die Luft gehen. In der Regel reicht es, wenn man schön auf dem Boden bleibt. Aber von Zeit zu Zeit darf man auch von ganz oben schauen. Und dann sieht man vielleicht in unserer großen-kleinen Stadt, in der man sich über unendlich viele Details aufregen kann, dann sieht man in unserer Stadt auch das, was mindestens genauso aufregend ist. Nämlich das, was im Großen und Ganzen gelingt.
Oben und unten. Einerseits und andererseits. Beides verbindet der Regenbogen. Für die Bibel steht er für den Bund, den Gott mit seinen Menschen schließt. Ab und zu brauchen wir diesen sachdienlichen Hinweis. Und sei es durch Pfützen, in denen Benzin schwimmt, „schillernd wie ein Regenbogen“. Singen Sie mit? Morgen ist jede Stimme gefragt. Im Gotteshaus am Kapuzinerplatz. Um 11 Uhr geht es los.
Werner Beuschel, Pfarrer Evangelischen Christuskirchengemeinde Mönchengladbach
Der Text ist ein von der Rheinischen Post (Lokalredaktion Mönchengladbach) für den 23.08.2024 erbetener Denkanstoß.