Tilman Sehlen ist einer von zwölf neuen  ehrenamtlichen Notfallseelsorgern in Mönchengladbach

Blaulichter blinken, Rettungskräfte, Notarzt und Polizei sind vor Ort. Alle wissen, was sie zu tun haben. Sie handeln mit professioneller Effizienz und Schnelligkeit. Für den Menschen aber, dessen langjährige Lebensgefährtin vielleicht gerade plötzlich und unerwartet gestorben ist, herrscht nur Chaos. Ein Chaos der Gefühle, ein Zerbrechen alltäglicher Gewissheiten. Dann rücken die Einsatzkräfte ab und zurück bleibt der Angehörige in einer plötzlich sehr leeren Wohnung und einem sehr leeren Platz im Herzen. Gut, wenn dann ein Notfallseelsorger da ist. Einer, der schon vorher Ansprechpartner für den Angehörigen sein konnte, der ein Abschiednehmen möglich machte, der die Abläufe erklärte. Und der nun zuhören kann. Oder mit dem man schweigen kann. Bis das Netz wieder trägt,  Familie, Freunde oder Nachbarn Halt bieten. Notfallseelsorge ist der Ernstfall der Nächstenliebe.

In Mönchengladbach ist die Notfallseelsorge ökumenisch und in weiten Teilen ehrenamtlich organisiert. Es sind hauptamtliche Seelsorgende dabei, die auch koordinieren und ausbilden, aber auch viele ehrenamtlich Engagierte. Einer von ihnen ist Tilman Sehlen, seit vielen Jahren Presbyter der Christuskirchengemeinde. Er hat gerade gemeinsam mit elf weiteren Teilnehmern den Qualifikationskurs der Mönchengladbacher Notfallseelsorge abgeschlossen und erhielt von Superintendent Denker in einem Beauftragungsgottesdienst in der Johanneskirche in Großheide seine Ernennungsurkunde. „Notfallseelsorger begegnen Menschen so, wie sie es gerade brauchen. Sie zeigen Betroffenen, dass sie nicht allein sind“, erklärt der Superintendent.  Warum hat sich Tilman Sehlen für dieses anspruchsvolle Ehrenamt entschieden? „Das war kein spontaner Entschluss. Notfallseelsorge interessiert mich schon länger“, sagt er. „Sich zu kümmern, wenn jemand in Not seelischen Beistand braucht, finde ich sehr wichtig. Und ich weiß, dass es gut ist, wenn jemand kommt, da ist, zuhört.“

Für sein Ehrenamt hat er eine umfangreiche Fortbildung absolviert: sich mit Psychologie, Seelsorge, Trauer und Abschieden auseinander gesetzt, die Abläufe der Einsatzkräfte kennen gelernt, in Rollenspielen den Umgang mit schwierigen Situationen eingeübt, ganze Tage beim Rettungsdienst, der Feuerwehr und der Polizei verbracht und deren Arbeit aus der Innenperspektive wahrnehmen können. Länger als ein Jahr hat die Qualifizierung gedauert, die viele Stunden Theorie und Praxis umfasst. „Ich fühle mich jetzt gut gerüstet“, sagt Tilman Sehlen. Zunächst tut er seinen Dienst im Tandem mit einem weiteren erfahrenen Notfallseelsorger, später allein. Dann steht der Wagen der Mönchengladbacher Notfallseelsorge bis zu 14 Mal im Jahr vor seiner Tür, wenn er Rufbereitschaft hat.  Wenn dann der Anruf der Leitstelle kommt, fährt er los – zur Unfallstelle auf der Autobahn oder der Baustelle, zu einem brennenden Haus. Oder wenn – und das ist der häufigste Fall – es im häuslichen Bereich zu einem plötzlichen Todesfall kommt. Ausgestattet viel Kompetenz und Engagement, dem Wissen um die Kraft von Ritualen und der Zeit zum Zuhören. Und einem festen Fundament. Wohin die Notfallseelsorger auch immer gehen mögen, Gott ist schon da.

Angela Rietdorf

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