Pfarrer i.R. Albrecht Bierei verstarb am 22. Oktober 2024

Die Nachricht seines Todes kommt für seine Gemeinde unerwartet. Noch am Sonntag hatte Pfarrer i.R. Albrecht Bierei zusammen mit seiner Frau am Abendmahlsgottesdienst in der Mönchengladbacher Christuskirche teilgenommen. Zwei Tage später verstarb der Pfarrer, der 23 Jahre lang in der Christuskirchengemeinde Mönchengladbach gewirkt hatte. Die Trauerfeier fand am 29. Oktober 2024 in der Christuskirche statt, der Kirche, die er stets als sein Zuhause betrachtet hat. Er wurde auf dem Ev. Friedhof am Wasserturm beigesetzt.

Als Pfarrer Bierei vor fast zwanzig Jahren in den Ruhestand ging, hinterließ er eine lebendige Gemeinde voller buntem Leben. Legendär waren seine Gemeindefahrten. Albrecht Bierei versetzte seine Gemeinde in Bewegung: es ging nach Italien, Andalusien oder Griechenland, nach Thüringen, Dresden oder Berlin. Am nachhaltigsten aber blieben die Samstagstouren in Erinnerung. Einmal im Monat ging es mit einem Schöne-Wochenend-Ticket quer durch das Rheinland und Westfalen. Dabei wurden Kirchen besichtigt, Veranstaltungen besucht und Entdeckungen gemacht. Als Pfarrer Bierei 2005 die Christuskirchengemeinde verlässt und in den Ruhestand geht, haben rund 4000 Gemeindeglieder an diesen Samstagstouren teilgenommen. „Ich bin sehr dankbar, dass wir das so umsetzen konnten“, sagt Bierei, anlässlich seines Goldenen Ordinationsjubiläums auf seine Tätigkeit rückblickend.

Geboren wurde Albrecht Bierei 1941 in Berlin. „Meine Kindheit war gekennzeichnet durch Krieg und Vertreibung“, erzählte er vor einigen Jahren in einem Interview. 1953 verlässt er mit seiner Mutter die damalige „Ostzone“ und kommt schließlich ins Rheinland, wo er ein evangelisches Gymnasium besucht und im Internat lebt. Dieser enge Kontakt zum christlichen Gedankengut wirkt sich entscheidend aus. „Das evangelisch-christliche Schulleben hat mich geprägt und ich habe das Evangelium immer als Botschaft der Befreiung erlebt“, erinnerte er sich. Nach dem Abitur erst ratlos, entschließt er sich zum Theologiestudium. Als junger Vikar lernt er „einen jungen Engel“ kennen, wie er sagte – seine Frau Brigitte, mit der er mehr als 50 Jahre verheiratet war. Er übernimmt Aufgaben in der Eifel und später eine Pfarrstelle im nördlichen Saarland, wo auch drei seiner vier Kinder zur Welt kommen. 1982 zieht die Familie nach Mönchengladbach, wo Bierei einen der damals vier Pfarrbezirke der evangelischen Christuskirchengemeinde übernimmt. Seinen Söhnen konnte er den Umzug aus dem ländlichen Saarland in die Großstadt vor allem mit Fußball schmackhaft machen. Borussia zog auch damals. In Mönchengladbach arbeitet Bierei erstmals mit Pfarrkollegen zusammen. „Das war heilsam und mühselig, ich bin dankbar dafür“, erklärte er. Er war zuständig für Hermges, Dahl und Hardterbroich – „eine große und lebendige Gemeinde“. Das damals neu erbaute Haus Zoar am Kapuzinerplatz wird gern für große Veranstaltungen und „wunderbare Feste“ genutzt. Aber auch ernste Themen treiben den Pfarrer um: auf Konflikte wie den Kosovokrieg oder den Irakkrieg reagiert er mit abendlichen, viel besuchten Friedensgebeten. „Wir haben die Bomber aufsteigen sehen“, erinnerte er sich auch viele Jahre später noch.

Die  Gemeindearbeit findet im damals noch im Besitz der Gemeinde befindlichen Haus an der Rheydter Straße statt: Seniorentreff, Hausaufgabenbetreuung für Grundschulkinder, Männergruppe. Brigitte Bierei ist in der Frauenhilfe aktiv. Zu den vielfältigen Aufgaben des Gemeindepfarrers kommt noch die Notfallseelsorge. Seine Berufswahl hat er nie bereut. „Man hat große Freiheiten als Pfarrer“, meint er. Allerdings: „Ich konnte kein Familienmensch sein, an den Wochenenden und Feiertagen war ich beschäftigt.“  Das kann aber nicht sehr abschreckend gewirkt haben, denn immerhin einer seiner Söhne ist auch Pfarrer geworden. Die Zukunft seiner Kirche sah er trotz aller Schwierigkeiten positiv. „Die Kirche wird sich wandeln“, meinte er. „Ich weiß nicht, wie sie aussehen wird, aber das Faszinosum der Frohen Botschaft wird bleiben. Ich weiß nichts Besseres als davon zu erzählen.“

Angela Rietdorf

Anmelden

Vielen Dank für Ihre Nachricht

Wir werden sie so schnell wie möglich beantworten.

Mit freundlichem Gruß

Ihr Verband Evangelischer Kirchengemeinden in Mönchengladbach