Lilli Elkin sagt ihrem zweiten Zuhause Lebewohl

29. August 2021
, 11:00

Sie weiß noch ganz genau das Datum ihres ersten Arbeitstages. „Das war am 10. Juni 1996“, sagt Lilli Elkin. „Ich hatte nur einen Vertrag über drei Monate, aber ich war sehr glücklich, endlich mit Steuerkarte arbeiten zu können.“ Aus den drei Monaten sind nun 25 Jahre geworden, ein Vierteljahrhundert, in dem sie in der Christuskirchengemeinde für Ordnung gesorgt hat und für viele ein Gesicht der Gemeinde geworden ist. Sie hat die Kirche aufgeschlossen, die Kerzen angezündet, Notwendiges für den reibungslosen Ablauf eines Gottesdienstes bereitgestellt, Kaffee gekocht und Fragen beantwortet. Auch sie hatte ihre Lieblingsaufgaben. „Am schönsten waren immer die Konfirmationen“, sagt sie und strahlt über das ganze Gesicht.

Die Christuskirche sei ihr zweites Zuhause geworden, erklärt sie. Doch die enge Verbindung zu Kirche und Gemeinde wurde ihr nicht in die Wiege gelegt. 1957  wurde sie in der damaligen Sowjetrepublik Kasachstan geboren. Die deutsche Minderheit hatte es dort nicht immer leicht. Deutsch lernte sie nur von ihrer Großmutter. Nach dem Zerfall der Sowjetunion spitzt sich die wirtschaftliche Lage in den 1990er Jahren immer mehr zu. „Manchmal wusste ich nicht, was ich morgens den Kindern zum Frühstück geben sollte“, erinnert sie sich. Das Ehepaar Elkin mit ihren beiden Töchtern stellt einen Ausreiseantrag. Im Januar 1993 treffen sie in Deutschland ein,  im März desselben Jahres kommen sie nach Mönchengladbach. „Eigentlich wollten wir nach Erkelenz, weil wir dort Verwandte haben. Den Namen Mönchengladbach konnte ich nicht aussprechen“, erzählt sie und schmunzelt. „Heute bin ich sehr zufrieden, dass wir hierhergekommen sind. Ich habe hier nur gute Menschen getroffen.“

Ihre Beziehung zur Christuskirchengemeinde beginnt mit einem Besuch, den Pfarrer Albrecht Bierei, damals für den Bezirk Hermges, Dahl und Hardterbroich zuständig, der Familie abstattet. „Er wollte wissen, ob wir etwas brauchen“, erinnert sich Lilli Elkin. „Wir waren inzwischen ganz gut ausgestattet, aber ich habe mir so sehr eine Arbeit mit Steuerkarte gewünscht und das habe ich ihm auch gesagt.“ Einige Zeit später ist es tatsächlich soweit: sie bekommt von der Christuskirchengemeinde einen Vertrag, erst befristet, dann unbefristet als Reinigungskraft, seit 2009 als Küsterin. Dafür hat sie eine Schulung absolviert und eine Prüfung abgelegt. Von da an sind nicht nur die Sonntage, sondern auch die hohen Feiertage Arbeitstage für sie: die Karwoche und die Osterfeiertage, Christi Himmelfahrt und Pfingsten. Und natürlich Heiligabend und die Weihnachtsfeiertage mit ihrer Vielzahl an Gottesdiensten. „Das war für mich selbstverständlich“, sagt sie. „Die Kinder sind nicht an den Weihnachtsfeiertagen, sondern immer erst am 27. Dezember zu Besuch gekommen.“ Dass sie ihre Aufgaben in den letzten knapp zwei Jahren nicht wahrnehmen konnte, tut ihr weh – in doppeltem Sinn, denn ihre Arbeitsunfähigkeit ist auf einen Sturz zurückzuführen, bei dem nicht nur ihre Hand gebrochen ist, sondern, wie sich später herausstellt, auch Muskeln und Sehnen in der Schulter gerissen sind. „Eigentlich wollte ich nach sechs Wochen wieder arbeiten, aber es ging einfach nicht.“

Am Sonntag, den 29. August wird Küsterin Lilli Elkin im Gottesdienst in der Christuskirche offiziell in den Ruhestand verabschiedet, gleichzeitig wird ihr 25jähriges Dienstjubiläum gewürdigt.

Angela Rietdorf

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