„Jetzt ist die Zeit“ -Evangelischer Kirchentag in Nürnberg. Ein Reisebericht

Vom 7. bis zum 11. Juni 2023 fand der 38. Evangelische Kirchentag in Nürnberg statt. Fünf Tage. 2000 Veranstaltungen. Darunter Workshops, Konzerte und Musicals, Ausstellungen, Aufführungen, Mitmachprojekte, unzählige Aktivitäten für Kinder und Events für Jugendliche, Mitsing-Aktionen, Bibelarbeiten, Podiumsdiskussionen zu den Themen unserer Zeit, sogar Meditationsangebote und natürlich Gottesdienste standen auf dem Programm.

Ich bin total glücklich, ich war dabei und kann nun von ein paar Highlights berichten.

Und auch wenn ich mich redlich bemüht habe, an allen Veranstaltungen teilzunehmen, nachgezählt waren es dann aber doch nur auf 42 auf meiner Liste. Jede einzelne hatte ihren eigenen Charme und war ein wunderbarer Gewinn für mich. Und um es mal mit den Worten von Heinrich Bedford-Strohm zu sagen, war der Evangelische Kirchentag auch für mich eine „Krafttankstelle“ in jeder Weise.

Los ging es am Mittwoch mit einem feierlichen Eröffnungsgottesdienst am Nürnberger Hauptmarkt, zeitgleich übertragen zu Bildschirmen, die in der Innenstadt verteilt waren. Zehntausende Christinnen und Christen konnten so gemeinsam Gottesdienst feiern.

Es folgten ein paar begrüßende Worte von unserem Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, Nürnbergs Oberbürgermeister und Bayerns Ministerpräsidenten sowie weiterer hochrangiger Personen aus Politik und Kirche. Nun ging es zum Abend der Begegnung. Nürnberg lud uns alle ein….und in der ganzen Innenstadt wurde gefeiert.

Dieser wirklich sehr besondere Abend ist schwer zu beschreiben, aber wenn ich nun Worte dafür finden müsste wäre es am ehesten das größte, schönste und bunteste Stadtfest, auf dem ich je gewesen bin. Die Stimmung war großartig, überall war was los. Für jeden Geschmack war etwas dabei und man kam mit jedem leicht ins Gespräch. Eine ganze Stadt und alle Generationen feierten friedlich miteinander, und die Freude ist spürbar.

Am Donnerstag machte ich mich sehr früh schon auf, denn ich wollte unseren Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier sehen und hören. Neben seiner wirklich sehr gelungenen Auslegung zum Bibelvers „Meine Stunde ist noch nicht da“ (Johannes-Evangelium 2,1-12) und der Hochzeit von Kana gab es noch ein paar allgemeine Worte Lage in unserem Land.

Und wie ich es mir von unserem Bundespräsidenten schon fast erwartet hatte, ermutigte er uns, weiterhin unsere Demokratie zu verteidigen, und „über den Tellerrand der eigenen Befindlichkeiten zu schauen“, mal nicht wegzuhören, wenn Andere anderer Meinung sind und aus seiner eigenen Blase mal herauszukommen. Vielleicht hat der oder die Andere ja doch recht. Hmm.  Ich werde mal drüber nachdenken.

Mit Steinen Geschichten erzählen – Bibel bauen mit Lego, Aktion für Kinder. Das bedeutete: In einem großen Raum gab es an den verschiedenen Stellen die Möglichkeit, an großen Lego-Bau-Projekten teilzunehmen. Es war wundervoll, mit Dutzenden der Kinder zusammen am „ Turmbau zu Babel“ zu bauen, das bestimmt größte Bauprojekt an diesem Tag. Woanders bauten die Kinder fleißig am Paradies oder der Welt von Mose.

Und daneben gab es die vielen heiteren Momente. Zum Beispiel eine Bibelarbeit mit Eckart von Hirschhausen. Der Mediziner, Autor und Moderator überzeugte auch als bibelkundiger Christ. Grundlage seiner Bibelarbeit war ein Abschnitt aus dem fünfzigsten Kapitel des 1. Buch Mose und stand unter der Überschrift: „Was jetzt am Tage ist.“  Mal abgesehen davon, dass ich seine Erklärungen und Anmerkungen zum Bibeltext richtig spannend und gelungen fand, brachte er die etwa 5000 Teilnehmenden regelmäßig zum Lachen.

Und dann gab es noch „Das Schöpfungsfest – Ein Singspiel auf der Grundlage von Haydens Schöpfung“. Ein Kinderchor spielte und sang in Begleitung eines kleinen Orchesters in der berühmten Lorenzkirche. Die jüngste kleine Schauspielerin war gerade mal drei Jahre alt. Großartig, was die Kleinen da auf die Beine gestellt haben.

Im Stadttheater führte ein Wuppertaler Chor junger Menschen das Musical „Whistle Down the Wind“ von A. L. Webber gekonnt auf. Schon fast minimalistisch könnte man sagen, denn es wurde auf ein aufwendiges Bühnenbild, Kostüme und Maske verzichtet. Die Story, der Gesang und das Schauspiel standen im Vordergrund. Ist der Mann in der Scheune nun der echte Jesus oder ein entflohener Verbrecher aus dem Gefängnis. Es blieb spannend bis zum Schluss. Sensationell.

Stichwort Kabarett: Ein waschechter Diakon, an dem anscheinend ein Comedian verloren gegangen ist, erzählte von seiner täglichen Arbeit in einer evangelischen Gemeinde mit einer gehörigen Portion Selbstironie, Biss und Humor.

Es gab unzählige Resolutionen, die in den entsprechenden thematischen Veranstaltungen bzw. durch Unterschriften beschlossen wurden. Des weiteren eine ganze Reihe Podiumsdiskussionen. Zum Beispiel die folgende zum Thema: „OK,Boomer! Und Respekt, Generation Z!“

Wer wollte, konnte jeden Tag am Nürnberger Hauptmarkt ausklingen lassen. Abends um 22:00 Uhr gemeinsames Singen und eine kurze Andacht bei Kerzenmeer.  Wenn Tausende Stimmen gemeinsam erklangen und dabei die Kerzen den Platz erleuchteten, sorgte das für Gänsehaut-Momente.

Der gesamte Kirchentag war super organisiert, Barrierefreiheit, Inklusion, Vielfalt und Nachhaltigkeit auf ganzer Linie. Überall gab es ehrenamtlich Helfende, Tausende Pfadfinderinnen und Pfadfinder waren überall im Stadtgebiet im Einsatz. Sie sorgten für einen reibungslosen Ablauf, organisierten, halfen weiter, bauten auf, ab oder um, verteilten Wasser und Sonnenschutz, waren im Fahrdienst tätig oder beherbergten Zehntausende in den Gemeinschaftsunterkünften. Ein großer Dank für diesen gelungenen Kirchentag geht an alle Beteiligten. Es war schön. Wir sehen uns in Hannover 2025 wieder.

Jasmin Heisterkamp

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