m Juli unternahmen meine Frau und ich einen Ausflug nach Naumburg an der Saale in Sachsen-Anhalt. Berühmt ist die Stadt vor allem durch ihr Wahrzeichen, den Naumburger Dom mit seinen Stifterfiguren. Unser Ziel war aber die nicht minder imposante, in gotischem Stil erbaute St. Wenzels Kirche, die besondere Berühmtheit erlangt hat durch ihre Orgel, die im 18. Jahrhundert durch Zacharias Hildebrandt, einem der renommiertesten Orgelbauer dieser Zeit, erschaffen wurde. Hildebrandt war gut bekannt mit Johann Sebastian Bach, dessen Ideen und Klangvorstellungen den Bau der Orgel in der St. Wenzels Kirche entscheidend mitbestimmten. Abgenommen wurde die Orgel 1746 durch den berühmten Orgelbauer Gottfried Silbermann und Bach selbst. Nach vielen Umbauten und Renovierungen im Laufe der Zeit ist die Hildebrandt Orgel nach der Wende in den Neunziger Jahren wieder in den originalen Zustand versetzt worden. Heute zählt sie zu den bedeutendsten erhaltenen Barockorgeln Deutschlands. Die bekannteste Konzertreihe mit der Hildbrandt Orgel ist der Internationale Orgelsommer in Naumburg.
Natürlich wollten wir diese Orgel gerne hören und so besuchten wir eines der Mittagskonzerte (jeweils Freitag und Samstag ) mit jungen Nachwuchskünstlerinnen und Künstlern.
An diesem Freitag im Juli fand ein Konzert mit der jungen Organistin Davon Lee, die 2024 den ersten Preis im Orgelwettbewerb in Miami gewonnen hat, statt. Aktuell bereitet sie sich in Hamburg auf ihr Konzertexamen vor. Auf dem Programm standen vorrangig Werke von J.S. Bach, die die klanglichen Besonderheiten des Instruments besonders zur Geltung brachten. Tatsächlich war das Hörerlebnis dieser Orgel überwältigend, so dass auch Laien wie wir die überwältigende Klangfülle, die auf einem außerordentlichen Bassfundament beruht, hören und regelrecht spüren konnten.
Nach dem Konzert bot der jetzige Wenzelsorganist, Nicolas Berndt, eine Führung an, in der er sehr engagiert und anschaulich die Besonderheiten und Vorzüge des Instruments erklärte. Er zeigte uns den historischen Spieltisch mit den originalen Klaviaturen und Registerzügen von 1746, an dem Johann Sebastian Bach die Orgelprobe vollzogen hat. Danach durften wir einen Blick auf die imposante Balganlage im rückwärtigen Bereich werfen.
Natürlich besuchten wir auch den Naumburger Dom mit den berühmten Stifterfiguren, Ekkehard und Uta, Herrmann und Reglindis. Seit 2016 gehört der Naumburger Dom zum UNESCO Weltkulturerbe. Der Dom ist nicht – im Gegensatz zur Wenzelskirche – in kirchlicher Trägerschaft, sondern wird von einem Förderverein betreut, der den Erhalt des Gebäudes aus dem 13/14. Jahrhundert aus Spenden und Eintrittsgeldern bestreitet. Allerdings finden in beiden Kirchen evangelische Gottesdienste statt.
Dem Besucher werden die Besonderheiten des Dom durch einen Audioguide nahe gebracht. Der Besuch des Doms ist nachdrücklich zu empfehlen, doch ist dafür großzügig Zeit einzuplanen. So kam der Dom bei uns etwas zu kurz nach dem Besuch der Wenzelskirche.
Im Anschluss an anstrengende Besichtigungen bietet der großzügige historische Naumburger Marktplatz einladende Cafes und Restaurants zur verdienten Entspannung.
Axel Stock