Auf dem höchsten Punkt des Bibelweges, dem Ottenberg mit 464 Metern Höhe stehe ich und blicke auf Weinberge, den blau schimmernden Bodensee, spüre das gleißende Sonnenlicht mit seiner wohltuenden Wärme und versuche, alle Eindrücke auf mich wirken zu lassen. Ich halte ein wenig inne und danke Gott, dass er alles so herrlich geschaffen hat. Auf der Schautafel neben dem Berggipfel finde ich folgenden Bibelvers: “Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen.“   

Mit diesem Text aus dem Johannes-Evangelium beginnt der Kressbronner Bibelweg. Der Weg verläuft in zwölf Stationen rund um Kressbronn vom Wegkreuz auf dem Ottenberg bis zum Bodensee in einer Länge von acht Kilometern und einer Gehzeit je nach Kondition von zwei bis drei Stunden.

Der Kressbronner Bibelweg wurde vom überkonfessionellen Männertreff Kressbronns im Jahre 2010 gestaltet. Die einzelnen Stationen bestehen aus prägnanten Textstellen aus der Einheitsbibel. Autoren verfassten dazu kleine Meditationstexte, so dass der Wanderer sich auf diesem Bibelweg vom Geist Gottes leiten lassen kann, um zu sich zu kommen und neu aufzutanken. Vergessen werden soll die Hektik des Alltages, um sich Zeit zu nehmen, Gott für die Schönheit der Schöpfung zu danken.                                                                        

 An zwölf Stationen kann Halt gemacht werden. Sie stehen unter Überschriften wie „Wahrer Glaube“, “Schöpfung“, „Unterwegs“ oder „Einheit der Christen“.

An der Station „Wahrer Glaube“ wird der berühmte Psalm 23 zitiert: „Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser…“ An dieser Schautafel liegt verträumt und idyllisch die Obermühle, eine von drei Mühlen im Nonnenbachtal. Der Wanderweg führt ins Tal hinunter und macht so   menschliche Erfahrungen sichtbar. Oft müssen wir hinabsteigen und ein seelisches Tal durchschreiten; aber dann geht es auch wieder aufwärts, mit Gottes Hilfe und gesundem Selbstvertrauen.

Jede der zwölf Stationen ist ähnlich aufgebaut: erst der Bibeltext auf einer großen Schautafel, dann die Beschreibung der Landschaft. Abschließend werden noch ein bis zwei weitere passende Bibelstellen zitiert, die man auf sich wirken lassen kann.

Am Schluss nehme ich Abschied vom Kressbronner Bibelweg und bin seltsam glücklich über den Weg, versunken in meine meditativen Gedanken und möchte ihn weiterempfehlen, denn es lohnt sich, ihn zu gehen.

Gabriela Ferfers-Weitz