Eine Reise mit Rossini

So weit war noch keiner aus der Reisegruppe mit der Gemeinde gekommen. Da gab es die einen, die seinerzeit mit der Christuskirchengemeinde auf dem Schönes-Wochenende-Ticket sogar bis nach Koblenz und Hannover gereist waren. Und daneben hatten andere zu ihrer Konfirmandenzeit die Bodenseeregion und Mecklenburg mit dem Fahrrad erkundet. Sogar die Dolomiten, Venedig und die Toskana hatten einzelne bereist – mit dem Wichernhaus bzw. dem Haus Zoar als Abfahrtsort der selbst gesteuerten Kleinbusse. Aber in Algier war noch niemand von ihnen gewesen.

Das sollte sich an einem Sonntagnachmittag im März 2024 ändern. Für die ganz große Reise musste man nicht mehr tun, als sich am Mönchengladbacher Hauptbahnhof ins Abteil zu setzen und an der Heinrich-Heine-Allee in Düsseldorf wieder auszusteigen. Es folgte ein kurzer Fußmarsch der achtzehnköpfigen Reisegruppe zur Düsseldorfer Oper. Schon war man in der nordafrikanischen Metropole angekommen. Denn in den folgenden zweieinhalb Stunden entführte Gioacchino Rossini die Gemeindegruppe nach Algier, ganz so wie die Hauptfigur seiner Oper unversehens weit weg von der Heimat war: die Italienerin in Algier,  l’italiana in Algeri. Wie zeitgemäß Rossini als Reiseleiter auch im 21. Jahrhundert noch ist, zeigte in einer begeisternden Aufführung das spielfreudige Ensemble der Deutschen Oper am Rhein. Das pralle Leben war auf der Bühne und im Orchestergraben abgebildet, und mit dem Mittel der Komischen Oper konnte man entdecken, wie vieles unvermittelt nebeneinanderstehen kann: Witz und Schrecken, Lächerlichkeit und menschliche Größe, wachsweiche Knie und ein tapferes Herz. Manchmal standen Worte und Töne so eng beieinander, dass sie kaum zu unterscheiden waren. Das alles hörte sich aber nicht schräg an, sondern es klang im Gegenteil wunderbar. Vielleicht ein Hinweis darauf, dass es im Leben nicht nur hominum confusio gibt, also die Verwirrung der Menschen. Sondern auch providentia dei, die Vorsehung Gottes.

Man muss nicht unbedingt sehr weit reisen, um zu diesen oder anderen Erkenntnissen zu kommen. Aber manchmal ist ein Ortswechsel schon eine gute Voraussetzung dafür. Die Gladbacher Gemeindegruppe hatte sich mit Gewinn auf den Weg gemacht. Und war gern der Musik gefolgt, die noch mal eine eigene Sprache und Wahrheit hat.

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