Da staunten die Hygiene-Stewards, als sie nach dem Abendgottesdienst am Reformationstag die vielen Karten aus dem Körbchen nahmen, um sie für eine eventuelle Nachverfolgung einstweilen zu sichern. Eine dieser Karten trug nicht nur die erforderlichen Angaben wie Name, Adresse und die Sitzplatznummer. Auf der Rückseite sahen die Gottesdienst-Begleiter noch eine Zeichnung. Sie zeigte eine Szene des Gottesdienstes: die Pfarrerin im Chorraum, den Blick leicht nach unten ins Buch gerichtet, darüber das gehängte und angestrahlte Kreuz, das neben einem der Fenster einen leichten Schatten wirft.
Ein kleines Kunstwerk, mit dem Kugelschreiber von einer der hinteren Bankreihen mit leichter Hand auf den Karton im Briefumschlagformat geworfen. Die Künstlerin war schnell ermittelt, ihr Name stand ja auf der anderen Seite. Was hatte sie dazu gebracht, den Kugelschreiber zum Zeichenstift umzufunktionieren? Vielleicht der Dokumentationswunsch, wohl wissend, dass Fotografinnen manchmal die anderen im Gottesdienst auch stören können? Vielleicht eine Konzentrationsübung, so wie manche nebenbei ein Papier bemalen, wenn sie genau zuhörend telefonieren? Vielleicht die Idee, selber etwas zu tun haben, wo man doch jetzt im Gottesdienst noch nicht mal ein Gesangbuch in der Hand hat, aus dem man singen kann? Oder sollte es einfach nur ein nettes Geschenk für die Hygiene-Stewards sein? Es bleibt das Geheimnis der Künstlerin.
Sie hat aber die Erlaubnis zum Abdruck gegeben. Und damit verbunden ist nun der Aufruf der Redaktion, die Registrierungskarten auch in anderen Gottesdiensten kreativ zu gestalten. Die schönsten werden auf der Website der Gemeinde veröffentlicht. Und für das ansprechendste Werk gibt es eine Flasche Spätburgunder vom evangelischen Kirchengut Wolf an der Mosel.