Ein Brief zur Konfirmation

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,

nach dem ersten Lockdown trafen wir uns im Sommer 2020 wieder zum gemeinsamen Unterricht im Wichernhaus. Die Schutzmaßnahmen wurden beachtet. Deshalb machte ich aus zwei Gruppen drei. Und es gab Unterricht den ganzen Dienstagnachmittag bis in den frühen Abend hinein.

Reichlich Platz war im Raum, und so konnte in einer Stunde vor sechs Monaten jeder ganz ungestört sein „Bild von Kirche“ aufs Papier bringen. Es sollte nach einem Jahr Unterricht auch eine Bilanz sein. Hatte sich euer Eindruck von der Kirche verändert? Was war gleich geblieben?

Eure Antworten und Zeichnungen haben mich berührt. Für die meisten von euch ist das Jahr ein großes Plus gewesen, ein Mehr, ein Gewinn, der über die Konfirmandenzeit bleibt. Da schreibt etwa eine: „Ich mache mir nun mehr Gedanken über Gott und Jesu Wundertaten. Ich bete auch viel öfter und ich habe Spaß an den Gottesdienstbesuchen. Ich habe meine Freude am Auswendiglernen entdeckt und unglaublich viel Spaß und Freude an den Konfi-Tagen und den selbstvorbereiteten Gottesdiensten.“ Gerade das Letzte habe ich öfter auch bei euch anderen gelesen. Und die von euch vorbereiteten für und dann mit der Gemeinde gefeierten Gottesdienste haben uns allen gefehlt. Denn auch die älteren Gemeindeglieder schätzen es, wie ihr sie mit hineinnehmt in das Gottesdienstgeschehen.

Ein anderer Junge, dessen Mutter ich 1993 konfirmiert habe und der seit Kindesbeinen dabei ist und uns schon immer mit Vornamen angesprochen hat, schreibt kurz und knapp: „Lustiger Konfi-Unterricht mit Annette. Werners Musik ist auch gut.“ Und er lobt die coole Atmosphäre beim Konfi-Cup, bei dem die besten Fußballmannschaften des Kirchenkreises die Pokale abräumen. Im Wichernhaus stehen auch schon ein paar Exemplare.

Wieder ein Junge spricht gleich von den fünf „G“: Glaubensbekenntnis, Gottesdienst, Gemeindehaus, Gebet und Gemeinsamkeit. Besondere Ereignisse zählt er auch auf: Kennlernfahrt ins Ruwertal, „Christmas Classics“, Sommerfest im Kirchgarten und der erste Gottesdienst zu Coronazeiten. Ich erinnere mich gut, wie sich dieser Konfirmand einen Platz in der ersten Bankreihe auf der Taufbeckenseite ausgesucht hatte und stoisch seine Maske trug.

Eine andere Konfirmandin zeichnet die Vorhalle der Christuskirche, durch die man sonst nur eilt, um in das Kirchenschiff zu kommen. In dieser Halle steht nun ein Stehpult mit einem mit Stiften gefüllten Becher. Und man erkennt sehr genau, dass eine junge Dame, die Küsterin oder eine Presbyterin, mit einem Sprühgerät auf die Hände eines Gottesdienstteilnehmers zielt, um sie zu desinfizieren. So gar nichts von den Corona-Vorschriften hat das übrige in der Zeichnung: das bunte Kirchenfenster, das große Kreuz und der heitere Text des Mädchens auf demselben Bild. „Dass die Kirche jetzt mehr Spaß macht, als ich früher dachte.“ So sagt es auch ein Junge und ergänzt: „Ich mag die Musik. Das Gefühl, Gott nahe zu sein, finde ich beruhigend und erlösend von all dem Stress des Alltags.“

Eine andere, die ich während der Konfimandenzeit getauft habe, fasst ihr Bild von Kirche in Reime:

„Ein Haus, das für jeden offen steht. / Ein Gott, der immer mit dir geht. /Eine Zeit, die man nie vergisst. / Ein Ort, wo man geborgen ist.“ Und über dem Kirchturm sieht man segnende Hände. 

Ähnlich klingt das bei einem anderen Konfirmanden: „Kirche ist vollkommen, ich bin willkommen und kann mich wiederfinden bei Gesang und Glockenklang gemeinsam mit anderen, die auch wie ich an Gott glauben.“ Zwei weitere aus eurer Gruppe haben sich als Jugendliche auch vor der versammelten Gemeinde mit ihrem „Ja“ zu Gott und der Taufe bekannt. Am Ende der biblischen Geschichte heißt es von dem getauften Finanzminister aus Äthiopien: „Er aber zog seine Straße fröhlich.“

So fröhlich möchte ich euch ziehen lassen in eine Zukunft, die augenscheinlich wegen der Pandemie ungewisser ist als bei anderen Konfirmandenjahrgängen. Einer von euch zeigte mir nun nach dem ersten Präsenzgottesdienst im März seinen Geldbeutel. Aus einem winzig kleinen Extrafach holte er einen Holztaler – nicht größer als die Centmünze – mit einem Engel darauf. „Den haben Sie mir mal geschenkt und den habe ich nun immer dabei.“

Wenn ihr euch nun am Tag der Konfirmation zum feierlichen Einzug in der Vorhalle der Christuskirche sammelt, schaut hoch, was da über der Eingangstür steht: „Jesus Christus, gestern, heute und derselbe auch in Ewigkeit.“ Dabei bleibt´s. Diesem Jesus Christus vertrauen wir Christen uns an. Ich freue mich auf jedes Wiedersehen mit euch. Bleibt gut behütet.

Eure Annette Beuschel

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