Donnerstagmittag im Jugendzentrum Step gegenüber dem Minto: Im Kinderbereich herrscht schon reges Treiben. Hier haben die Jüngeren gerade ihr Mittagessen beendet. Im offenen Jugendbereich dagegen beginnt die Arbeit jetzt erst. Zwei junge Frauen sitzen im Cafébereich und sind mit ihrem Handy beschäftigt. Als Dennis Hauptstein in den Raum kommt, blicken sie auf und winken ihm zu. Der winkt zurück. „Ich komme gleich zu euch.“ Der 40jährige ist in jeglicher Hinsicht angekommen im Step. Und das, obwohl er seine jetzige Stelle erst seit drei Tagen inne hat.
Dennis Hauptstein ist der neue pädagogische Mitarbeitende, den die Christuskirchengemeinde der Jugendkooperation Mönchengladbach-Mitte, kurz Jukomm, stellt. In der Jukomm haben sich die evangelische Christuskirchengemeinde, die katholische Kirchengemeinde St. Vitus und die Stadt Mönchengladbach 2008 zusammengeschlossen, um gemeinsam ein Angebot für die Kinder und Jugendlichen in der Innenstadt zu machen, wobei die Stadt die Räumlichkeiten stellt. Die offene Jugendarbeit der Christuskirchengemeinde wird seitdem im Step angeboten. Dennis Hauptstein ist Nachfolger von Kira Andes, die Mönchengladbach Ende vergangenen Jahres verließ. Er trat die Stelle zum 1. November 2023 an, aber der ausgebildete Erzieher und leidenschaftliche Musiker ist kein Unbekannter im Step. Er hat dort viel Erfahrung als Teilzeitkraft gesammelt und kennt nicht nur die Aufgaben, sondern auch die Jugendlichen bereits gut. Das ist zweifellos ein Glücksfall, denn: „Die Arbeit hier ist vor allem Beziehungsarbeit“, betont er. „Die Jugendlichen brauchen stabile Bindungen und das Gefühl, nicht abgelehnt zu werden.“
Geboren wurde Dennis Hauptstein 1983 in Velbert im Bergischen Land. Er hat schon einiges ausprobiert in seinem Berufsleben: er hat Philosophie, Germanistik und Geschichte studiert, als Deejay in Nachtclubs fürs Toasting, den jamaikanischen Rap, gesorgt und schließlich eine Ausbildung zum Erzieher gemacht. „Ich habe den praktischen Teil der Ausbildung immer im Jugendbereich gemacht“, sagt er. „Ich wollte und will mit Jugendlichen arbeiten. Da, wo der Bedarf am größten ist.“ Noch während seiner Ausbildung hat er das De-Eskalationstraining für straffällige Jugendliche begleitet, später in einer intensivpädagogischen Tagesgruppe gearbeitet. Er war auch stellvertretender Teamleiter in einer intensivpädagogischen Hephata-Wohngruppe. „Das war eine herausfordernde Zeit, die ich aber nicht missen möchte“, sagt Hauptstein. 2018 übernahm er eine halbe Stelle im damaligen Jugendclubhaus und heutigem Gemeinschaftszentrum Westend und begann, den offenen Jugendbereich wieder aufzubauen. Parallel dazu war er auch im Jugendzentrum Step beschäftigt. Mit dem vollständigen Wechsel ins Step legt er seinen Fokus auf jenen Bereich der pädagogischen Arbeit, der ihn immer am meisten gereizt hat: die offene Jugendarbeit. Er bringt das mit, was man mit Streetcredibility bezeichnet: er spricht die Sprache der Jugendlichen und weiß, was sie bewegt. Neben der Medienpädagogik will er im Step schwerpunktmäßig Angebote aus dem Musikbereich, besonders dem Rap, machen. Dazu braucht er noch nicht einmal zusätzliche Ausstattung. „Zum Rappen braucht man nichts, nur Kids, die Bock darauf haben“, stellt er fest. Er will ihnen zeigen, wie sie von Rezipienten zu Kreativen werden und so auch lernen, ihre Gefühle auszudrücken. „Eigentlich rappen sie den ganzen Tag, sie wissen es nur nicht.“
Angela Rietdorf