“Aufs Keuz gelegt”. Im Großen wie im Kleinen

Die erste Kolumne ging auch als Brief raus, im Umschlag und mit Briefmarke. Die Adressaten waren die Älteren im Bezirk. Eine von ihnen antwortete mir – per mail. B.T. hat schon die 8 im Lebensalter vorne stehen. Ich machte sie darauf aufmerksam, dass sie die weiteren Kolumnen im Netz verfolgen könne. Wir tauschen uns  nun regelmäßig auf digitalem Weg aus.

Auf dem guten alten Postweg machte sich das Gemeindeglied R. L. bei mir bemerkbar. Sie wohnt wie B.T. in Sichtweite der Christuskirche und beschrieb, wie sie und ihr Mann sich in dieser Zeit zurechtfinden. Ich will es mal mit einer Schulnote zusammenfassen: Zwei minus. R.L.s Schlusswort für mich: „Danke für den schönen und aufmunternden Brief“.  Gern geschehen.

Aber nicht nur in Sichtweite des Campanile der Christuskirche findet die Kolumne Aufnahme. Leser J.H. hat sich aus dem Südwesten dieser Republik gemeldet. Er wohnt im schönen Freiburg und befindet sich derzeit in Quarantäne. Eine Vorsichtsmaßnahme im vorauseilenden Gehorsam. Die in Köln lebende Tochter, eine Medizinerin, hat das Ausschließlich-Wohnen in Sorge um den Vater verordnet.  J.H. ist sehr fidel und nutzt die Zeit. Zum Beispiel denkt auch er verschärft über das Kaufverhalten seiner Zeitgenossen nach. Und er vermutet, dass die Klopapier-Lageristen „sicherlich nicht die Gleichen sind, die sich von guten Mächten wunderbar geborgen fühlen.“ Die Hypothese müsste verifiziert werden. Vielleicht stellen die landeskirchlichen Prüfungsämter demnächst den Examenskandidatinnen und –kandidaten  diese Aufgabe.

Im noch weiter entfernt liegenden Osttirol liest man auch meine Zeilen.  Vroni und Sepp Leiter bewirtschaften zusammen mit ihrer kessen Tochter Elena den Wurzerhof im bezaubernden Villgraten-Tal . Ich darf die Klarnamen nennen. Vroni und Sepp freuen sich immer über Besucher. Im Fall der Gemeindejugend aus Mönchengladbach währt die Freude schon seit fünfzehn Jahren. Die Freude ist gegenseitig, denn meine Frau und ich fühlen uns genauso wie Konfirmandinnen und längst Konfirmierte sehr wohl in dem urigen denkmalgeschützten Bauernhof. Wer die Probe aufs Exempel machen will, schaue hier: www.wurzerhof.at. Zum Hof-Ensemble gehört auch eine Kapelle. Sie ist der Heiligen Katharina geweiht und links neben diesen Zeilen abgebildet. In diesen Tagen hat die Kapelle ein Alleinstellungsmerkmal: „Unsere Kirche“, verrät augenzwinkernd Bergbauer Sepp, „ist die einzige Kirche in ganz Tirol, die durchgehend geöffnet hat“.

Ganz klein ist auf einmal die Welt geworden, die spürbarste Folge der Kontaktsperre. Die Wohnung und das Haus machen den Lebens-Raum aus. Aber zugleich besteht ja auf verschiedene Weisen eine Verbindung zur größeren und auch ganz großen Welt. Man nehme es, wie es kommt. Und gebe seinen Teil dazu.

„Nichts ist so groß, Gott ist noch größer. Nichts ist so klein, Gott ist noch kleiner“. Das hat Martin Luther gesagt. Die Geschichte vom Leiden Jesu erzählt beides. „Herr, unser Herrscher, dessen Ruhm in allen Landen herrlich ist“. Mit diesem Eingangschor beginnt Bach seine Johannes-Passion. Und genau dieser Herr ist es, der im Klein-klein von Verrat, Schmerz und Tod zu finden ist. Diese Geschichte will auch unsere Geschichte sein. Schon Kinder verstehen das, wenn sie über die Sternlein am Himmelszelt zugleich über sich selber singen:  „Gott im Himmel hat an allen / seine Lust, sein Wohlgefallen/ kennt auch dich und hat dich lieb.“

Leser J.K. hat mir übrigens noch mal geschrieben. Sie wissen schon: das ist der Musiker, der fast täglich einen kleinen Plausch mit dem Himmel an einem Kreuz im Wald führt. Er hat mir in Aussicht gestellt, dass der Adressatenkreis meiner Kolumne sich ins Unendliche weitet, also selbst über Freiburg und das Villgratental hinaus: „Mein Hund bringt mir gerade die Hundeleine: es wird Zeit für eine große Runde Richtung Wegkreuz. Ich werde heute deine Kolumne vorlesen. Sollte irgendeine Beanstandung kommen, hörst du umgehend von mir.“

Ein gesegnetes Wochenende wünscht

Ihr Pfarrer Werner Beuschel

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Ihr Verband Evangelischer Kirchengemeinden in Mönchengladbach