Brief der Caritas aus Rumänien

Die Absage der Sammlungen, jetzt in erster Linie wegen Corona, denn ein neues Lager konnte ja inzwischen angemietet werden, trifft die Menschen in Siebenbürgen nun in besonderer Weise. Ende März konnte noch ein LKW von MG nach Rumänien auf den Weg gebracht werden. Er erreichte auch die Caritas, die uns kurz vor Ostern eine Lagebeschreibung zugeschickt hat, die wir Ihnen nicht vorenthalten wollen:

„Ja, der letzte Transport ist bei uns gut angekommen und wir können die Hilfsgüter sehr gut verwenden, besonders in diesen noch schwierigen Zeiten, wenn immer mehr Menschen noch ärmer und hilfsbedürftiger sind, als vor einem Monat.

Von Ihnen haben wir immer qualitative Hilfstransporte bekommen, darum freuen wir uns für die gute Nachricht sehr, dass Sie einen neuen Lager gefunden haben und nach dieser Krise wieder sammeln werden.

Wir bedanken uns sehr für die bisherige wertvolle Hilfe und hoffen sehr, dass Sie in der Zukunft, wenn wieder möglich sein wird, uns weiter mit Hilfstransporte unterstützen können.

Hier im Land und auch in unserer Organisation ist es immer schwieriger. Vor der Corona-Virus Epidemie haben wir in unserer Erzdiözese 5.227 Menschen mit 467 Mitarbeitern in 48 (davon 45 akkreditierten) Diensten versorgt. Wir versorgen jetzt, unter diesen Umständen, 3.230 hilfsbedürftige Menschen in 15 Diensten mit 318 Mitarbeitern. 33 unserer Dienste wurden eingestellt, sodass das Schicksal von 1997 betreueten Personen und 149 Mitarbeiter fraglich geworden ist.

Die COVID 19-Pandemie hat weltweit außergewöhnliche soziale Bedingungen geschafft. Rumänien ist im EU Vergleich ein Land mit eines der am schlechtesten aufgestellten Gesundheits- und Sozialversicherungssystem und einem besonders kritischen Zustand in den ländlichen Gebieten.

Rumänien ist auch ein Land mit einer sehr großen Bevölkerung, die im Ausland in den aktuellen europäischen RED ZONE-Ländern in Bezug auf die COVID 19-Pandemie (Italien, Spanien, Deutschland, Großbritannien, Österreich) arbeitet. Die meisten dieser Menschen kamen aufgrund epidemiologischer Sperren in diesen Ländern, nach Hause. Ihr Wiedereintritt in das Land und ihre Bewegungen innerhalb des Landes wurden von den Behörden sehr schlecht verwaltet. Das epidemiologische Risiko einer massiven Ausbreitung der Infektion ist sehr hoch.

Die am stärksten exponierten Menschen sind ältere und behinderte Menschen, die Pflege und Unterstützung benötigen. Besonders gefährdet sind auch Menschen und Familien, die von Armut bedroht sind (1/2 der Gesamtbevölkerung, fast 2/3 der Bevölkerung in ländlichen Gebieten) und derzeit epidemiologisch gesperrt sind.

Die Caritas ist eine der wenigen Organisationen, die Sozial- und Gesundheitsdienste in ländlichen Gebieten anbieten. Mit unserem aktiven und verantwortungsvollen Präsenz in 109 lokalen Gemeinschaften aus mehr als zwei Jahrzehnten sammelten wir, trotz des geringen Interesses des Sozialsystems, große Erfahrungen und Fachkenntnisse sowie einen funktionalen logistischen Hintergrund. Zur Zeit sind 3000 alte bzw. pflegebedürftige Menschen in unserer laufenden Betreuung, ein Großteil von ihnen lebt alleine und hat sehr bescheidenen Ressourcen.

Zusätzlich zu den, über unseren mobilen Pflegediensten bereits betreuten Menschen, schätzen wir, dass wegen den außerordentlichen Maßnahmen der epidemiologischen Sperrungen weitere etwa 3000 Menschen unsere Unterstützung brauchen, auch ohne pflegebedürftig zu sein.

Wir arbeiten schon seit dem Beginn der neunziger Jahre auch in und mit Roma-Gemeinschaften. Zur Zeit betreuen wir in mehreren Ortschaften unserer Erzdiözese etwa 600 sozial benachteiligte Kinder, fast ausschließlich aus Roma-Familien in unseren Afterschoolprogrammen und Tageszentren. Da diese Programme immer auch mit Arbeit mit den Familien verbunden sind, erlaubt sie uns eine tiefgehende Einsicht in die Alltagsrealität dieser Menschen, Gemeinschaften und Siedlungen. In dieser jetzigen, äußerst ungewöhnlichen Zeit der Corona-Pandemie wird auch die Situation der Roma Siedlungen in unserem Gebiet dramatisch. Ganz viele Mitglieder der Roma Gemeinschaften waren in den letzten Jahren in den westeuropäischen Ländern unterwegs, die meisten für Saison-Arbeiten, zum Teil auch zum Betteln oder aber auch verbunden mit kriminellen Tätigkeiten. Die Corona-Virus-Krise hat die Allermeisten nachhause gebracht, was selbstverständlich mit Zwangs Isolierungen oder Quarantänen verbunden ist. Dem zufolge sind viele der Siedlungen jetzt quasi-geschlossen. Außerdem ist sowieso allgemeines Ausgangsverbot in ganz Rumänien.

Die Situation wird immer kritischer, es gibt schon Zeichen, dass viele Menschen nicht mehr in der Lage sind die nötigen Grundlebensmittel zu besorgen. Die Behörden haben in dieser Hinsicht auch kaum Schritte unternommen, um diesen, in tiefer Armut lebenden Gemeinden und Familien Hilfe zu leisten.

Wir wissen, dass wir keine Chancen haben, diese Probleme umfangreich zu lösen. Unsere erste Priorität ist, dass wir den ärmsten unserer Betreuten, seien es Kinder aus armen Familien, oder Pflegebedürftige, die über unseren Pflegediensten betreut werden, und für die die Caritas bereits Verantwortung übernommen hat, entgegenkommen zu können. Wir suchen nach Finanzierungsmöglichkeiten, damit wir ihnen Pakete mit Grundlebensmitteln geben können.

So sieht es zurzeit die Situation bei uns aus.“

Wir hoffen, dass die bereits terminierten Sammlungen im Herbst stattfinden können, um dann wieder Ware nach Rumänien senden zu können. Falls Sie ihrerseits zwischenzeitlich Fragen haben, stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit herzlichen Grüßen

Ute Dornbach-Nensel

Hubert Nensel

Siebenbürgenhilfe Diakonisches Werk Mönchengladbach e.V.

T 02161 42263

Mail ute.dornbach@nenselmg.de

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