Artikel der Rheinischen Post 2008 von Holger Hintzen

Großheide. Großheider wohnen “henger de Brück”. Das unterscheidet sie von Windbergern. Die Lage hinter der Eisenbahnbrücke der Venner Straße und am grünen Rand der Stadt isoliert Großheide aber nicht. Es ist noch Platz für Zuzügler.

Akkurat gezüchtete großräumige Vorgärten; gepflasterte Garagenzufahrten, auf denen dunkelfarbene Limousinen parken; Fassaden und Grundrisse, bei denen Architekten ohne allzu große Rücksicht auf finanzielle Limits ihrer Kunstfertigkeit freien Lauf lassen konnten – fährt man die Seitenwege der Straße Großheide entlang, schaltet sich der Schalk in den Gedankengang ein.

„Hier wohnt Mönchengladbachs betuchteste Randgruppe“, kalauert es im Kopf. Und auf den ersten Blick hat der kecke Kobold recht: Großheide liegt schließlich am Rand von Mönchengladbach, nur ein paar Wiesen und Waldstücke trennen es von Viersen. Kleingärten gibt es in dieser Übergangszone, prima Jogging-Strecken und vor einigen Jahren gab es sogar noch einen Schäfer.

Nicht ganz so opulent

Aber es gibt auch ein Großheide, in dem die Häuser nicht ganz so opulent sind. Das ist das Großheide, das um die Arbeitersiedlung herum gewachsen ist, die Ende der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts entstand. Und zwar „henger de Brück“ von Windberg aus gesehen. Hinter oder vor der Eisenbahnbrücke der Venner Straße – das ist das Kriterium, das einen Windberger von einem Großheider unterscheidet. Und mit dem unweigerlich vertraut gemacht wird, wer mit Eingeborenen redet. Oder mit seit längerem Zugezogenen wie Karl-Heinz Bassy.

Der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Großheide wohnt mittendrin im ursprünglichen Großheide, an der Severingstraße, in einem Gemeindezentrum, das Mitte der 60er Jahre errichtet wurde. „Durch einen Bauboom in Großheide kamen damals so viele Evangelische nach Großheide, dass daraus bei der Aufteilung der evangelischen Gemeinde Gladbach eine eigene Gemeinde wurde“, erzählt der Bassy.

Der Zuschnitt seines Sprengels ist kurios. Rönneter gehört dazu, Hamern, Windberg, ein großer Teil von Venn, Teile von Poeth und von Waldhausen. 3000 Seelen evangelischer Konfession hat Bassy zu betreuen. Nicht selten finden auch Katholiken den Weg in seine Kirche. „Wir sind hier für Ökumene offen“, sagt der Pfarrer.

Und für manchen älteren Menschen katholischer Konfession ist der Weg zum Gotteshaus an der Annakirchstraße in Windberg weit. Die Kombination aus Gemeindezentrum und Kirche an der Severingstraße zählt nicht zu den architektonisch brillantesten Gebäuden der Stadt. Aber sie hat Reize, die Großheider schätzen: eine alte Rotbuche im Garten beispielsweise. Darunter vollzieht Bassy oft Trauungen und Taufen.

Zwar gibt es einen Martinsverein Siedlung Großheide und den Kleingärtnerverein Großheide – aber im Clubleben arbeiten die „henger de Brück“ auch mit denen „vor de Brück“ oft Hand in Hand: einträchtig gesungen wird im MGV Windberg-Großheide, und auch der Bürgerschützenverein ist einer, der von beiden Honschaften gemeinsam gebildet wird.

Quelle: RP

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