Liebe Gemeinde,
wir hatten uns im letzten Jahr im Rahmen der Erstellung unseres Schutzkonzeptes vorgenommen, dass wir mit Ihnen und Euch weiter über das Thema Prävention und Intervention von sexualisierter Gewalt in den Austausch kommen möchten. Wir sind bei den Überlegungen und Vorbereitungen einer Veranstaltung auf die Autorin Beate Kriechel gestoßen. Frau Kriechel ist selbst Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Kindheit und engagiert sich stark für das Thema. Sie hat das Buch „Für immer traumatisiert? – Leben nach sexuellem Missbrauch in der Kindheit“ geschrieben, was uns aufgrund der Perspektive betroffener Menschen auf die Thematik ganz besonders angesprochen hat. Für mich ein bei aller Schwere auch hoffnungsvolles Buch mit Lebensgeschichten von Menschen, die sich nicht auf die alleinige Opferrolle reduzieren lassen wollen und durchaus ein gutes und gelingendes Leben erreicht haben.
Am 28. Oktober fand die Lesung aus Beate Kriechels Buch in unserer Kirche statt.
Beate Kriechel, Dr. Karl-Heinz Bassy und ich haben intensiv miteinander diskutiert und uns mit den Menschen im Publikum über viele Fragen und Perspektiven zu diesem vielfältigen und komplexen Thema ausgetauscht. Wir hatten im Vorfeld der Veranstaltung ganz viel Werbung gemacht und waren bis zuletzt unsicher, wie viele Zuhörer denn tatsächlich kommen werden. Groß war die Sorge, dass das Thema Menschen ängstigen oder abschrecken könnte. Groß war unsere Erleichterung, dass viele Zuhörer kamen. Unsere kleine Kirche war gut gefüllt mit Menschen aus unterschiedlichsten Kontexten. Es kamen viele Personen aus unserer Gemeinde, Kolleginnen und Kollegen aus dem Kirchenkreis, Kolleginnen aus meinem beruflichen Kontext, aber auch die Notfallseelsorge war vertreten sowie Familie, Freunde und Bekannte.
Es fällt aufgrund der Komplexität des Themas und des Abends nicht leicht diesen in kurzen Sätzen zusammen zu fassen. Ich war beeindruckt von der Offenheit und dem Vertrauen von Beate Kriechel, mit uns über ihre Erfahrungen zu sprechen, aber auch von den vielen bewegenden und interessanten Fragen und Rückmeldungen aus dem Publikum, die uns nochmal neue Perspektiven auf das Thema eröffnet haben. Eine für mich sehr wichtige Erkenntnis des Abends ist, dass es ganz wichtig ist mit den Kindern, Jugendlichen und Schutzbefohlenen unserer Gemeinde über Täterstrategien konkret zu sprechen, z.B. in Form von besonderen Thementagen für die Konfirmanden.
Die gelungene Veranstaltung wurde abgerundet durch unser Kulturcafe, dass an diesem Abend Premiere feierte. Es gab Wein, Wasser und Käse Häppchen. Wir konnten noch lange im Foyer beieinander sein und uns im kleinen Rahmen weiter über das Thema austauschen. Beate Kriechel hat fleißig ihr Buch signiert und noch viele Fragen beantworten können.
Ihre und Eure Sabine Esther Loobes