Ein Satz mit lauter Umlauten und Konjunktiven: „was wäre, wenn…“ – alte Kirchensprache abseits des Alltags? Genau so aber hat es der Sportpfarrer der EKD in Goldbuchstaben an die Wand der Kapelle im Berliner Olympia-Stadion schreiben lassen. Die Kapelle liegt auf dem Weg der Sportler aus dem Stadion zu den Umkleideräumen. Alle kommen hier vorbei, Sieger und Verlierer. Der Kollege erzählte mir, wie oft er dort schon Seelsorgegespräche geführt hat mit denen, die den eigenen Erwartungen oder denen der Zuschauer nicht gerecht geworden waren. Immer wieder haben die Bibelworte über Scheitern und gefühltes Versagen hinaus den sichtbaren Trost gespendet, dass weder Ruhm noch Erfolg den Menschen zum Menschen machen und Misserfolg ihm nicht die Würde nimmt. Die alte Sprache entwickelte plötzlich Kraft, die Konjunktive wurden hilfreiche Gegenwart.
Ich wünsche mir und Ihnen, dass auch uns immer wieder die alte Freudenbotschaft zu Herzen geht, dass wir ohne Bedingungen und Leistungsanforderungen von Gott geliebt sind – und uns darauf verlassen und besinnen können. Denn was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?
Stephan Dedring