Gesundheit ist ein hohes Gut. Gesundheit steht bei den meisten Menschen ganz oben auf der Wünsche-Liste. „Bleiben Sie gesund!“ ist während der Corona-Pandemie so etwas wie das neue »Auf Wiedersehen« geworden. Ein gut nachvollziehbarer und freundlicher Wunsch, denn jeder Mensch ist froh, wenn es ihm gut geht und er oder sie gesund sein darf. „Bleiben Sie gesund!“ – das nimmt meistens das körperliche Wohlergehen in den Blick und setzt eigentlich voraus, dass man gesund ist, was leider nicht immer der Fall ist. Und selbst wenn unser Körper wirklich völlig gesund wäre, wie sieht es mit unserer Seele aus? Ist die nicht oft auch krank und verwundet? Überhaupt gehören körperliche und seelische Gesundheit doch untrennbar zusammen. Der Verfasser des sehr persönlichen 3. Johannesbriefes jedenfalls sieht das so und wünscht dies seinem Freund direkt in den ersten Zeilen des Briefes. „Lieber Gajus! Ich wünsche dir in jeder Hinsicht Wohlergehen und Gesundheit, so wie es deiner Seele wohlergeht.“ Und zum seelischen Wohlergehen gehört auch der Wunsch nach Geborgenheit. Das Gefühl des „Gut behütet Seins“ ist eine Voraussetzung dafür, dass wir einen positiven Zugang zum Leben behalten. Wer sich geborgen und gut aufgehoben fühlt, ist stärker und zuversichtlicher im Leben, sagen Psychologen. Doch gut behütet und beschützt zu sein – das ist nicht selbstverständlich, (stets) planbar oder machbar. Es ist vor allem ein Geschenk – „ein Geschenk des Himmels“ sozusagen. Wie schutzbedürftig wir alle sind, wie zerbrechlich und verletzlich unser Leben sein kann, wird uns täglich vor Augen geführt. Vielleicht nicht ohne Grund endeten Telefongespräche, Briefe und Mails in der zurückliegenden Zeit häufig auch mit dem segenartigen Wunsch: „Bleiben Sie behütet und gesund!“ oder: „Sei behütet und bleib gesund.“ Mit dem ‚sei behütet‘ kommt zum „bleib gesund“ noch etwas dazu. In „behütet“ steckt das Wort „Hut“, was mittelhochdt. so viel wie Bewachung oder Fürsorge bedeutet. Behüten meint also, dass noch jemand auf einen aufpasst. „Sei behütet“. Für mich heißt das: Ich wünsche Dir, dass Gott auf Dich aufpasst. Gott segne Dich. Früher hätte man vielleicht gesagt: „Adieu – zu dt. „Gott befohlen“! Wenn ich das wünsche, dann sage ich: Ich weiß, dass ich nicht alles selbst in der Hand habe. Ich kann vieles in meinem Leben bestimmen und lenken, aber eben doch nicht alles. Deshalb vertraue ich darauf, dass andere Menschen auf mich Acht geben. Deshalb vertraue ich darauf, dass eine himmlische Macht, Gott selbst, mich auch in schwierigen Lebenslagen nicht allein lässt. Und genau das wünsche ich anderen auch.
Andreas Rudolph