Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. (Apostelgeschichte 5,29)

Das war eine ereignisreiche Zeit, damals in Jerusalem, nach der Auferstehung von Jesus Christus, seiner Himmelfahrt und dem Pfingstfest, an dem Gott seinen Heiligen Geist den Nachfolgern von Jesus schenkte. Nach diesen 50 aufregenden Tagen fingen die Apostel an von Jesus Christus zu predigen und heilten Menschen.

Daraufhin glaubten viele Zuhörer dieser guten Nachricht, dass Jesus der Sohn Gottes ist und wurden Christen. So entstand die erste christliche Gemeinde. Die Menschen feierten fröhliche Gottesdienste und halfen sich gegenseitig. Allerdings kam dies bei der religiösen Elite nicht gut an. Regelrecht zornig wurden die Hohenpriester und Sadduzäer. Sie waren eifersüchtig auf den Erfolg der Apostel, und deshalb ließen sie sie gefangen nehmen. Doch ein Engel des HERRN öffnete nachts die Türen des Gefängnisses und befreite die Apostel.

Und am nächsten Morgen standen die Apostel schon wieder auf dem weitläufigen Tempelgelände und erzählten den Menschen von Jesus und dem Glauben an ihn und von dem Leben mit Gott.

Prompt wurden die predigenden Apostel gewaltfrei wieder einkassiert von Truppen des Hohenpriesters und vor den Hohen Rat gebracht, um dort verhört zu werden.

Der Hohepriester sagte: „Haben wir euch nicht streng geboten, in diesem Namen (Jesus Christus) zu lehren? Und seht, ihr habt Jerusalem erfüllt mit eurer Lehre und wollt das Blut dieses Menschen über uns bringen.“ (Apg. 5, 28) Da antworteten Petrus und die Apostel: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen (Apg. 5,29). Und weiter sprachen sie: „Der Gott unsrer Väter hat Jesus auferweckt, den ihr an das Holz gehängt und getötet habt. Den hat Gott durch seine rechte Hand erhöht zum Fürsten und Heiland, um Israel Buße und Vergebung der Sünden zu geben. Und wir sind Zeugen dieses Geschehens und mit uns der Heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen.“

Fast 2000 Jahre ist diese Szene jetzt her und bis heute haben sich Christen mit diesem Satz im Herzen oder auf den Lippen nicht mundtot machen lassen. Sie missbilligten die göttliche Verehrung der römischen Kaiser. Sie begehrten auf gegen grausame Fürsten und Könige.

Sie hinterfragten menschenverachtende Lebensbedingungen während der beginnenden Industrialisierung. Und die Christen im Dritten Reich waren besonders herausgefordert: Paul Schneider, Dietrich Bonhoeffer oder Hans und Sophie Scholl. Sie und viele andere haben ihren Widerstand gegen ein widergöttliches System mit dem Tod bezahlt. Sie mussten und wollten Gott mehr gehorchen als den Menschen.

Christen stehen zu ihrem Glauben in totalitären Staaten wie Nordkorea. Christen halten an Jesus fest – trotz terroristischer Bedrohungen wie durch die Milizen des Islamischen Staates.

Ungezählte Christen haben ihr Leben gelassen, weil sie das nicht aufgeben wollten: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“

Es ist nicht immer leicht, sich zu Jesus und zu Gott zu bekennen. Bequemlichkeit oder die Furcht vor den Menschen macht die Christen manchmal schweigsam. Der  Druck aufgrund mancher Fragen des gesellschaftlichen Lebens ist stark, da sind Kompromisse verlockend. 

Aber wer sich dann nicht dem Zeitgeist oder der Meinung der Bekannten und Freunde beugt, der riskiert es, verlacht oder verspottet oder gar ausgegrenzt zu werden.

„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“

Ist das nicht auch ein gefährlicher Satz? Schließlich sollen Christen auch der Obrigkeit gehorchen, wie es Paulus in Römer 13 fordert. Ein Widerspruch? Ich denke: Nein! Wenn eine Regierung nach christlichen bzw. menschlichen Maßstäben regiert, kann man ihr gehorchen, wenn sie aber gegen den Willen Gottes agiert, dann darf (muss) ein Christ auch „Nein“ zu seiner Anordnung sagen?

Ich weiß, es ist ein sehr schmaler Grat, auf dem sich Christen da bewegen. Und es gibt manchmal keine einfachen Entscheidungen.

Ich wünsche Ihnen Weisheit und Mut, wenn Sie sich entscheiden müssen, Gott mehr zu gehorchen als den Menschen.

Pfarrerin Christiane Fiebig-Mertin

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