Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken. (Hebräerbrief Kapitel 10, Vers 24)

„Hunde, die bellen, beißen nicht.“ So sagt man. Wissen Sie, warum Briefträger diese Lebensweisheit ausgesprochen dämlich finden? Kaum ein Hund kennt sie!  

Manchmal muss man scheinbar Selbstverständliches nur etwas drehen und wenden. Und schon ergibt sich ein anderer Blick. Und man kommt zu einer neuen Erkenntnis.

Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken. Das ist auch so eine Weisheit, die erst etwas gedreht und gewendet werden muss, damit sie so richtig ankommt. Erst dann kommt sie als biblische Weisheit eigentlich zur Geltung.

Denn es ist doch so: als allgemeiner Appell hat der Satz aus dem Hebräerbrief das Zeug zur Sonntagsrede: gut und schön zu hören, aber ansonsten folgenlos. Was spräche auch dagegen, den anderen wertzuschätzen und auch Hilfestellung zu geben? Wer wollte etwas dagegen haben, einander zu motivieren, die Welt zu einem lebenswerteren Ort zu machen – make a little space, make a better place, heal the world, um einmal den King of Pop zu zitieren.

Und so spricht auch alles dafür, für unsere große-kleine Stadt nach der Bundestagswahl zum Beispiel analysierend zu fordern, auch um die Abgehängten zu kämpfen. Marginales Einkommen, viele Konflikte in der Nachbarschaft, das Gefühl, kaum wahrgenommen zu werden von etablierten Politikerinnen und Politikern: dergleichen kann nicht einfach achselzuckend zur Kenntnis genommen werden.

Aber nun appelliert der Hebräerbrief nicht zuerst an politische Entscheidungsträger. Hier reden Christen Christen ins Gewissen. Hier hat die Kirche einen Brief an sich selbst adressiert. Er wäre nie geschrieben worden ohne Gott. Denn der ist doch die Hauptsache. Er spielt die entscheidende Rolle. Und zwar nicht als Druckverstärker für Forderungen, die oft genug  schon für den Anstand plausibel sind.

Den christlichen Glaube macht noch mehr aus. Nämlich dass Gott einer von uns geworden ist. Dass er unter die Leute geht. Dass er sich buchstäblich jeden Schuh anzieht, der ihm hingehalten wird und den eigentlich sonst keiner will.

Ja, manchmal muss man scheinbar Selbstverständliches nur etwas drehen und wenden. Und schon ergibt sich ein anderer Blick. Und man kommt zu einer neuen Erkenntnis.  Zum Beispiel wie folgt: Mach’s wie Gott, werde Mensch.

Pfarrer Werner Beuschel

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