Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

Erinnern Sie sich noch an den Tag, an dem Sie Ihre Füße entdeckten? Vermutlich waren Sie vier oder fünf Monate alt und diese lustigen knubbeligen Glieder tauchten beim Strampeln vor Ihren Augen auf.
Es ist eine wahre Freude, Kleinkindern dabei zuzusehen, wie sie sich bestaunen. Das erste Mal im Spiegel sich selbst entdecken. Haare auf dem Kopf finden. Feststellen, dass da ein Loch in der Mitte des Bauchs ist, in das die Fingerspitze perfekt passt.

Manchmal kommt es mir vor, als versiege diese Freude irgendwann. Je älter man wird, desto mehr wird der Körper zur Baustelle.
Tiefer aber geht die Unzufriedenheit darüber, wie man so ist bzw. gern wäre. „Ich bin eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.“ Das hat Ödon von Horváth geschrieben.

Die Folge daraus kann sein, dass man sich den ganzen Tag rechtfertigen muss vor sich und anderen. Dabei sind wir doch schon längst gerechtfertigt. Wir sind wunderbar gemacht. Das müssen wir nicht mehr beweisen.
Eine solche Erkenntnis hat natürlich Konsequenzen. Zum Beispiel lebt es sich so viel besser mit und lernt sich viel leichter aus Fehlern. Wer weiß, dass er wunderbar gemacht ist, kann seine Scham ablegen und in Fehlern Chancen finden.

Das ist wichtig. Denn gerade werden wir alle gebraucht. In der Black Lives Matter- Bewegung und in der weiteren Anti-Rassismus-Arbeit in Deutschland. Es ist eine Zeit voller Chancen. Dass Menschen, die sich einer Minderheit zuordnen, gehört werden. Denn eines ist ja klar: Gott hat uns eben alle wunderbar gemacht. Mit Ohren zum Zuhören, mit Mündern zum Diskutieren, mit einem Herz, in dem Verständnis wohnt.

Pfarrerin Anna Lina Becker

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