„Herr, hab ein offenes Ohr für mich und höre! Herr, öffne deine Augen und sieh!“ (2. Könige 19,16)

Die Menschen sind in Angst. Und die Regierung weiß: die Lage ist aussichtslos. Mit unseren Möglichkeiten richten wir nichts mehr aus. In dieser Situation erinnert sich König Hiskia an die rettende Macht Gottes. Er geht ins Gebet und wendet sich Gott zu. Sein Gebet ist das Eingeständnis der eigenen Hilflosigkeit.

„Herr, hab ein offenes Ohr für mich und höre! Herr, öffne deine Augen und sieh!“
So betete Hiskia, der König von Israel vor rund 2700 Jahren.

Hiskias Lage ist bedrohlich: Sanherib, der König von Assur, schickte Drohbotschaften an die Bewohner Judas und an ihren König. Boten wie der Rabschake, verunsichern die Bevölkerung mit furchteinflößenden Drohreden. Hiskia selbst erhält einen offiziellen Drohbrief des Königs: „Hiskia, wir sind die Stärkeren. Wir sind Euch militärisch haushoch überlegen und haben die stärkeren Götter auf unserer Seite. Besser Ihr ergebt euch gleich, dann kommt Ihr wenigstens mit dem Leben davon.“

Wenn wir mit den eigenen Möglichkeiten am Ende sind und die Ohnmacht das vorherrschende Gefühl ist, wenn alles auf dem Spiel steht und wir nichts mehr im Griff haben, weil sich die Dinge unserer Kontrolle entziehen, dann ist der Weg zu Gott und ins Gebet kürzer als zu anderen Zeiten. „Not lehrt beten“, so sagt das Sprichwort. Es ist gut, dass wir tief in unseren Herzen, diesen Reflex verinnerlicht haben: Gott ist da. Er ist ein Gott, der mich sieht, der sich um mich kümmert und dem meine Angst nicht egal ist. Noch aus dem Tod vermag er zu retten.

Wie Gott helfen soll, kann der Beter nicht sagen. Es ist auch nicht die Aufgabe von Beterinnen und Betern, Gott zu erklären, wie er helfen soll. Aber es ist richtig und gut, die eigene Hilflosigkeit und Ohnmacht im Gebet vor Gott auszubreiten. Sorgen und Ängste lassen sich nicht vertreiben, aber Gott ans Herz legen. Sie rücken so in ein neues Licht.

Hiskia macht es richtig: Er stellt sein Leben, mit allem, was ihn ängstigt und umtreibt in Gottes Licht. „Gott, sieh mich an! Nimm mich wahr! Höre mein Gebet.“ Und Gott sieht ihn an. Er nimmt sein Leben in den Blick. Durch den Propheten Jesaja antwortet Gott auf sein Gebet. Dabei kommen Hiskias Schuld und Unglaube ans Licht. Er wird lernen, sich neu an Gottes Geboten auszurichten. Und Rettung wird ihm verheißen. „Ich will diese Stadt, ich will Jerusalem beschirmen“ – verspricht Gott. Er hält Wort. (Der Kriegszug Sanheribs nimmt ein überraschendes Ende, wie wir in 2. Könige 19 nachlesen können.)

Wer betet, legt sein Leben in Gottes Hand und stellt es in Gottes Licht. Mit jedem Gebet geben wir Gott Raum unser Leben und uns zum Guten zu verändern. Gott ist ein Gott, der uns sieht und der uns kennt. Einander dürfen wir uns seinen Segen zusprechen:
„Der Herr, segne dich, er lasse sein Angesicht über Dir leuchten. Er wende Dir sein Angesicht zu und schenke Dir Frieden.“ So fällt auch auf unsere Sorgen und Ängste Gottes ewiges Licht und wir merken: Ich bin nicht alleine. Gott ist da. Gott sieht mich.

Superintendent Dietrich Denker

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