Ich kann sie nicht mehr hören, dieses „Corona“ – Wort, diese Seufzer, die mit ihm verbunden sind, diese endlosen Talk-Shows, in denen sich eine Vermutung an die andere reiht, diese aggressiven Sprüche von ansonsten ganz vernünftigen Leuten – es nervt mich einfach! Und ich befürchte: Wir tun uns mit diesem ganzen Gerede keinen Gefallen, sondern heizen die ohnehin angespannte Atmosphäre nur noch weiter an. Da werden durch die Regierenden Entscheidungen getroffen und von Gerichten wieder kassiert, da weiß kaum mehr jemand, was wirklich noch wo und wann gilt, da wird demonstriert, als ob das Virus eine Hausspinne sei: lästig, aber irgendwie harmlos. Nein, mich überzeugte die amtliche Beruhigung keineswegs, die uns noch unlängst vorrechnete, wie viele Intensivbetten es doch gäbe und daß wir toll auf alles vorbereitet seien! Ich wollte nie eine COVID 19 – Infektion haben und selbst wenn sie mich auch nur den Geschmacksinn kosten würde, hätte ich erhebliche Einbußen an Lebensqualität. Und meine Lieben sollten, bitteschön, auch von so etwas wie von der Dialyse oder der Beatmung verschont bleiben. Als ob Intensivbetten ein Reiseziel gegen Corona-November-Blues sein könnten! Ich wünschte mir, niemand oder nur ganz, ganz wenige würden überhaupt krank werden! Und mich packte der Groll und sehr unchristliche Gedanken stiegen in mir auf, als ich die Party-Menschen in den Städten sah, die uns die ganze November-Misere eingehandelt haben! Wir hätten weiter sein können, wir hätten, wären mehr Menschen vorsichtig gewesen, wir hätten – eingeschränkt – auch in diesem Monat Restaurants, Theater und Konzerte besuchen können! Danke, liebe Covidioten!
November. Der Monat spricht für sich: Allerseelen, Totensonntag (von mir aus, ich kann mich an das Wort nicht gewöhnen: Ewigkeitssonntag), Buß- und Bettag, frühes Dunkel, (hoffentlich) Regen, Grau in Menge (zu erwarten). Und die üblichen Ausweichrituale (Spieleabende mit Freunden, Shoppen in der Stadt, Cafe- und Restaurantbesuche etc) unmöglich. Ganz schön happig. Da wird es einsam in mancher Seele, unbehaust wird mancher sein, umherirren zwischen Fensterblick ins Regenwetter, Couch mit Buch oder Fernsehen und Kühlschrank nebst Chipstüte.
Die Welt ist und bleibt (und war schon immer) trostbedürftig!
Was ist „Trost“? Ein Zauberwort? Eine magische Formel? Manchmal wünsche ich mir das, nicht nur am Grab, nicht nur in der Notfallseelsorge, nicht nur bei Hausbesuchen. Aber ich mußte lernen: Trost ist ein Prozeß, eine langsam wachsende Weisheit und Kraft, ein Werden. Ist etwas, das einem „geschenkt“ werden muß wie die Liebe. Aber er ist möglich (wie die Liebe)! Und ist ein göttliches Versprechen. In unserem Bibelwort steht nicht: Ich tröste, jetzt und sofort, da steht: Ich will! Wir müssen uns öffnen, bereit sein, vertrauen. Trost für möglich halten. An Wunder glauben. Hoffnung haben. Sich nicht vom Netz des Grau und der Tristesse gefangennehmen und runterziehen lassen. Eine Kerze gegen die Dunkelheit im Zimmer anzünden, mit einen guten Text statt der Tageszeitung den Tag beginnen, mal ein Konzert im Radio oder von der CD bewußt hören und, ja, auch einen Gottesdienst besuchen ohne schon vorher zu wissen, was da gesagt wird, ohne die Gehörgänge mit dem Betreten der Kirche zu verschließen und den Herz- und Hirnzellen am Kircheneingang frei zu geben. Es ist gerade das Grau des Novembers, das uns lehren könnte hinzusehen auf die kleinen Lichter, das stille Wort, das Zeichen der Nähe – und sich leiten zu lassen durch diese Zeit, leiten hin zum Erleben, daß es das gibt: Trost! Stärke, die von außen zu mir kommt, Hoffnung.
Ja, wir schaffen das! Mit Gottes Beistand, Hilfe und Führung!
Kommen Sie gut durch diese (auch ohne Karneval verrückten) Tage und bleiben Sie gesund!
Herzlich grüße ich Sie als Ihr Karl-Heinz Bassy