Gott lieben, das ist die allerschönste Weisheit (Jesus Sirach 1,10)

Liebe und Weisheit, die Schlagworte im Monatsspruch September, fallen mir ins Auge:

Liebe:

  • das höchste der Gefühle;
  • die Erfüllung, wenn man sie gefunden hat (?);
  • ewige Liebe, die es heute kaum noch zu geben scheint;
  • Liebe im Sinne von Diakonie: dem anderen dienen, dem es nicht so gut geht wie mir;
  • Glaube, Liebe, Hoffnung, aber die Liebe ist die größte unter ihnen…

Weisheit: früher die höchste Krone, die man erreichen konnte – dafür musste man in der Regel alt sein und lebenserfahren. Heute trägt jede und jeder das Wissen in Form eines elektronischen Kastens in der Hosen- oder Handtasche jederzeit mit sich herum. Doch halt, das ist Wissen und nicht Weisheit!

Und Weisheit darf auch nicht mit Klugheit verwechselt werden. Klugheit beinhaltet Wissen, Weisheit versteht die Zusammenhänge und durchdringt alles. 

Sowohl im Alten Testament als auch im Neuen Testament ist klar, dass der Menschen Weisheit nicht aus sich heraus erreichen kann, sondern sie immer ein Geschenk Gottes ist (z.B. 1. Könige 3, 1. Kor 1,19ff).

Und Gott lieben, ist die allerschönste Weisheit. Nicht die wichtigste, sondern die schönste. Mehr geht nicht. Bleibt also die Frage: liebe ich Gott?

„Lieber Gott“ ist sicher die häufigste Anrede, die wir in Bezug auf unseren Schöpfer und Erhalter der Welt wählen. Aber meinen wir es immer genau so: „lieber“ Gott? Wenn uns ein lieber Mensch genommen wird? Wenn Schmerzen unsere Kraft und Lebensfreude übersteigen? Wenn wir an den Verhältnissen irre werden? Wenn wir nicht wissen, womit wir morgen unseren Magen füllen sollen? Wenn wir in der Bibel lesen, wie Gott selbst Unheil befiehlt?

Ja, ich liebe trotzdem Gott. Ich habe ganz sicher nicht so viel leiden müssen wie viele andere (und kann verstehen, dass manche keinen Zugang mehr zu Gott finden können, von Liebe ganz zu schweigen), aber glatt ist mein Leben auch nicht verlaufen, so manchen Weg konnte ich nicht verstehen. Und trotzdem oder dennoch hat sich mein tiefes Gottvertrauen nicht verloren, im Gegenteil. Ich bin überzeugt, dass er wie der Gute Hirte aus Psalm 23 mit mir geht in allen Lebenslagen. Noch viel eindrücklicher sagen das Glaubenszeugen, die allen Grund gehabt hätten, in den Verließen, Ghettos und Konzentrationslagern Gott abzuschwören, aber gewiss und teilweise auch trotzig ihr „Dennoch bleibe ich an Dir“ IHM entgegenschleuderten.

Ja, ich liebe Gott. Das heißt ja nicht, dass ich ihn immer verstehen muss (gelingt mir selbst bei meinen geliebten Menschen nicht immer). Und ich bin überzeugt, dass er meinen Weg begleitet. Wenn das schön und weise ist, umso besser. Und ich hoffe sehr, dass ich mit dieser Gewissheit nicht alleine bin.

Pfarrer Burkhard M. Kuban

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