Was auch immer gerade für Bestimmungen gelten, wenn Sie diese Zeilen lesen: so wie wir es kannten, so, wie wir leben möchten, wird es noch nicht sein. Schon wieder feiern wir das Osterfest nicht so, wie wir das jahrzehntelang gewohnt waren. Ernüchterung, Resignation und bisweilen auch Wut und Ärger nehmen von uns Besitz.
Durchhalten ist aber oft einfacher gesagt als getan. Ja, man darf und muss seine Hilflosigkeit, seine Angst, seine Not auch mal herausschreien: dieses Wissen, dass ich mich zum Wohle aller beschränken muss, wiewohl ich als Mensch auf Kontakte und Umarmungen angewiesen bin. Es zerreißt mich.
Zwei „Dinge“ haben mich in meinem nun doch auch nicht mehr ganz so kurzen Leben immer wieder aufs Neue mit Kraft und Mut bestärkt:
Zum einen der Bibelvers 2. Tim 1,7, der schon oft seit dem Beginn der Corona-Pandemie zitiert wurde (deshalb aber nicht überholt oder verbraucht ist): „Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht / Verzagtheit gegeben, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ Mich trägt dieser Spruch seit der Zeit meines Studiums vor 38 Jahren durch mein Leben mit allen krummen Wegen. Und gerade Furcht und Verzagtheit können im Umgang mit der Pandemie eine Rolle spielen. Aber sie sollen nicht die Oberhand behalten, das wünsche ich mir für mich und bin überzeugt, dass es (mir) gelingt – im Vertrauen darauf, dass Gott bei mir ist und mir seine Liebe und seine Kraft schenkt. An der Besonnenheit übe ich noch…
Das andere ist eine Erzählung von dem Dichter, Puppenspieler und Lehrer Rudolf Otto Wiemer (1905-1998), die ich schon sehr oft in meiner Arbeit als Krankenhausseelsorger zu Gehör gebracht habe. Ich finde, es ist eine passende Geschichte für unsere Situation in der Osterzeit 2021:
Keine Chance.
Sechs Meter Asphalt.
Zwanzig Autos in einer Minute. Fünf Laster, ein Schlepper, ein Pferdefuhrwerk.
Die Bärenraupe weiß nichts von Autos.
Sie weiß nicht, wie breit der Asphalt ist.
Weiß nichts von Fußgängern, Radfahrern, Mopeds.
Die Bärenraupe weiß nur, dass jenseits Grün wächst. Herrliches Grün, vermutlich fressbar.
Sie hat Lust auf Grün. Man müsste hinüber.
Keine Chance. Sechs Meter Asphalt.
Sie geht los. Geht los auf Stummelfüßen.
Zwanzig Autos in der Minute.
Geht los ohne Hast. Ohne Furcht. Ohne Taktik.
Fünf Laster. Ein Schlepper. Ein Pferdefuhrwerk.
Geht los und geht und geht und gehtund kommt an. (R.O. Wiemer, Ernstfall, Heilbronn 1973)
Pfarrer Burkhard M. Kuban