Du allein kennst das Herz aller Menschenkinder. (1 Könige 8, 39)

Etwas auf dem Herzen haben – eine Redensart, die jede und jeder versteht. Anatomisch hingegen wäre es ungünstig, wenn wir etwas „auf“ dem Herzen hätten. Gut ist, dass wir etwas „vor“ dem Herzen haben – Rippen und Haut zu dessen Schutz.

Und auch das Wörtchen „etwas“ trifft die Sache nicht immer, so wie jetzt, im Juni 2020. Ich bin mir sicher, dass Sie „ganz viel auf dem Herzen haben“. Auch wenn es in diesem Monat noch mehr Lockerungen der Corona-bedingten Einschränkungen geben wird, haben viele von uns diesen Juni anders geplant: Urlaube, die ausfallen müssen, Abschlussfeiern an Schulen, die auf Sparflamme heruntergefahren sind, Festivalbesuche, Stadtteil- und Schützenfeste, die allenfalls virtuell stattfinden; selbst die Freude auf die Sommerferien wird eine andere als sonst sein, da viele Kinder ihre Schulen nur sporadisch besuchen konnten. Von den immer noch währenden Beschränkungen in Pflege-und Seniorenheimen sowie Krankenhäusern nicht zu sprechen, die Kitas ohne Regelbetrieb.

Und die persönliche Angst: was wird kommen? Auch wenn die Zahlen der Infizierten kleiner sind: was ist, wenn ich mich doch anstecke? Was passiert, wenn eine „zweite Welle“ kommt?

Dazu all das, was uns über die Corona-Krise hinaus beschäftigt. Unser Herz als Zentralorgan muss nicht nur eine Menge leisten, damit wir leben können, es muss auch ne Menge aushalten.

Für die Menschen zu Zeiten des Alten Testamentes, aus dem der Monatsspruch Juni stammt, war das Herz im Gegensatz zum Gehirn das entscheidende Organ, das auch das Tun und Lassen des Menschen bestimmte. Ein weises und kluges Herz war unabdingbar für kluge Entscheidungen und Menschen, ein törichtes Herz führte den Einzelnen, der ein solches hatte, und mitunter ganze Völker in den Ruin.

Unser Vers ist entnommen aus dem Gebet des Königs Salomo, dass er anlässlich der Einweihung des ersten Tempels in Jerusalem gebetet hat. Und er bittet dort eben nicht um Geld und Schönheit und Gesundheit, sondern um ein weises Herz, das es ihm ermöglicht, seinem Volk ein guter König zu sein. Nicht umsonst trägt er den Ehrentitel „der Weise“. Er ist sich bewusst, dass auch er als König den Menschen anders als Gott nur „vor die Stirn schauen“ kann und auf seine Hilfe angewiesen ist. Gleichzeitig nimmt es eine Last von ihm, denn er weiß, dass ein größerer Regent über ihm ist, der sich aller Sorgen seiner Untertanen annimmt: Gott.

Und das gilt unvermindert bis heute: durch Jesus Christus sind wir hineingenommen in diesen Bund und können und dürfen auch alles, was uns auf dem Herzen liegt, bei Gott „abladen“. Er weiß – unabhängig vom Urteil unserer Mitmenschen -, wer wir wirklich sind mit allen Stärken und Schwächen. Und er ist uns Fels, Burg, Mutter, Sonne, Hirte, Windhauch – je, wie wir es gerade brauchen. Dieses Wissen begleite uns (nicht nur) in diesem Monat Juni.

Pfarrer Burkhard M. Kuban

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