Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! (Jesaja 58,7)

Die gute Nachricht vorweg: der Appell aus dem Jesajabuch wurde gehört. Jedenfalls in dieser Zeit und hierzulande. Wo Hunger ist und Obdachlosigkeit, sind Helfer zur Stelle. Der Werkbund der Barmherzigkeit hat ganze Arbeit geleistet und tut es noch immer. Von der Arbeiterwohlfahrt über den Paritätischen Wohlfahrtsverband bis hin zu den kirchlichen Einrichtungen namens Caritasverband und Diakonisches Werk beackert man das Feld der Nächstenliebe. Das tut auch der Sozialstaat selber: vor etwas mehr als hundert Jahren lag in Deutschland die Sozialleistungsquote bei drei Prozent, heute wendet man annähernd dreißig Prozent des Bruttoinlandproduktes für Sozialleistungen auf.

Brich dem Hungrigen dein Brot. Dieser prophetische Ruf findet aber auch weltweit einen Widerhall. Obwohl die Weltbevölkerung weiter wächst, hungern immer weniger Menschen. In den zurückliegenden zwei Jahrzehnten hat sich die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen mehr als halbiert. Die Ungleichheit der Arbeitseinkommen in der Welt ist deutlich gesunken. Hans Rosling hat eine große Leserschaft mit seinem vor zwei Jahren veröffentlichten Buch „Factfulness. Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist“ auf diese erfreuliche Entwicklung hingewiesen. Viele mochten das kaum glauben. Dabei hatte der Däne nur Zahlen aus verschiedensten UN-Berichten ausgewertet.

Mehr als siebenhundert Jahre nach Jesaja gab es diese gute Nachricht nicht. Noch nicht. Im römischen Reich des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung war die Bettelarmut für einen Großteil der Bevölkerung die Normalsituation. Römische und jüdische Schriftsteller erwähnen Hungersnöte, Seuchen, Dürrekatastrophen, wirtschaftliche Verschuldung von Kleinbauern, Arbeitslosigkeit von Tagelöhnern.

Aber mitten in dieser Zeit nahm sich einer den prophetischen Ruf zu Herzen, von dem man das auf diese Weise nicht erwartet hatte: „Entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“ Dieser eine war – Gott. Er wurde Mensch. Und er tat das auf eine Weise, die dem Elend begegnete. Elend war die Krippe. Elend war das Kreuz. Jesus teilte das menschliche Schicksal in aller Konsequenz.

Auch das war und ist eine gute Nachricht, nämlich ein Evangelium. Es ist das Weihnachtsevangelium. Und von diesem Evangelium haben sich bis zum heutigen Tag immer wieder Menschen bewegen lassen, die Welt zum Besseren zu verändern. Mit Rat und Tat, mit Steuergroschen und Spendengeldern. Es gibt sie doch, die guten Dinge, um mal das Motto eines Kaufhauses für das bessere Leben leicht verändert aufzunehmen. Jenseits der professionellen Dienstleister sind sie in unserer Stadt zum Beispiel zu besichtigen bei der Gladbacher Tafel. In unserem Land kann man sie etwas sehen bei der Aktion Lichtblicke, die in NRW unverschuldet in Not geratenen Kindern und ihren Familien konkret hilft. Auch das ist eine Nachricht wert.

Pfarrer Werner Beuschel

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