Wer beabsichtigt seinen Urlaub in diesem Jahr an Rhein und Mosel zu verbringen, sollte einen Besuch der Evangelischen Kirche in Neuwied-Ortsteil Niederbieber einplanen. Die Kirche wurde Anfang des 13. Jahrhunderts erstmals erwähnt und diente den Grafen von Wied bis 1580 als Grablege. Unter dem Altar wurde der Kölner Kurfürst und Erzbischof Hermann von Wied (1477-1552) bestattet, der 1542 die Reformatoren Melanchthon und Bucer als Berater bei einem Reformationsentwurf für seine Gebiete hinzugezogen hatte. Hermann von Wied wurde 1546 von Papst Paul III. exkommuniziert und von Kaiser Karl V. als Kurfürst abgesetzt. Er starb als überzeugter Lutheraner.
Zwischen 1885 bis 1912 fanden umfangreiche Renovierungsarbeiten statt. Die farbigen Chorfenster wurden bereits 1885 von der rumänischen Königin Elisabeth, die eine geborene Prinzessin zu Wied war, gestiftet. In der Amtszeit des Pfarrer Gerhard Schrey (1898-1912), der aus unserer Mönchengladbacher Gemeinde stammte, erfolgte u.a. der Einbau der künstlerisch wertvollen Jugendstilfenster im Kirchenschiff und der Westwand. Das Fürstenhaus Wied stiftete die Fenster in der Westwand mit den Porträts der Reformatoren Bucer, Melanchthon und Hermann von Wied und die drei Wappenfenster des Kurstaates Köln, der Grafschaft Wied und des Bistums Paderborn. Pfarrer Schrey erlebte den Abschluss der Umbauarbeiten im Oktober 1912 nicht mehr. Er verstarb am 15. März 1912 an den Folgen eines Schlaganfalls. Zu seiner Trauerfeier ließ die rumänische Königin die unfertige Kirche ausschmücken. Besucher sollten sich vorher im Ev. Pfarramt Neuwied-Niederbieber anmelden.
Lothar Beckers