Elfriede Dümmen – die erste Pastorin der Gemeinde

Die erste Theologin der Gladbacher Gemeinde, Elfriede Dümmen, wurde am 5. September 1907 in Wesel geboren. Nach dem Abitur entschied sie sich 1927 für das Studium der Evangelischen Theologie, das seit 1908 für Frauen als Promotionsstudium möglich war. Obwohl ihr Berufswunsch für die damalige Zeit ungewöhnlich war, fanden ihre Pläne die Unterstützung ihrer Eltern.

Am 9. Mai 1927 hatte die Generalsynode der Evangelischen Kirche der Altpreußischen Union erstmals ein Vikarinnengesetz beschlossen, das jedoch für den Dienst der Frauen zahlreiche Einschränkungen enthielt. Predigten von der Kanzel, Sakramentsausteilung, Taufen und Trauungen waren Frauen verwehrt. Lediglich Bibelstunden, Kindergottesdienste, Jugendarbeit, Schulunterricht, Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge für weibliche Personen waren gestattet. Eine Zölibatserklärung musste abgegeben werden, eine Regelung, die noch bis Anfang der 1970er Jahre Bestand hatte. Bei Heirat erfolgte die Entlassung aus dem Kirchendienst unter Aberkennung der Pensionsansprüche. Gemeindepfarrstellen waren den Männern vorbehalten. Frauen blieben Vikarinnen auf Lebenszeit, sie wurden nicht ordiniert, sondern nur eingesegnet. Für sie galten die Schweige- und Unterordnungsgebote des Apostel Paulus gegenüber den männlichen Amtsinhabern. Trotz dieser Einschränkungen ließ sich Elfriede Dümmen nicht von ihrem Berufswunsch abhalten.

Nach Studienjahren in Königsberg, Tübingen und Bonn legte die junge Theologin 1937 ihr zweites Theologisches Examen vor dem Prüfungsausschuss der Bekennenden Kirche in Wuppertal ab. Abschlüsse der Bekennenden Kirche wurden von der deutsch-christlichen Landeskirchenleitung nicht anerkannt. Am 3. April 1937 wurde Elfriede Dümmen in eine Anstellung auf Rechnung der Rheinischen Frauenhilfe in der Frauenhilfsarbeit der Synode Gladbach berufen. Die Rheinische Frauenhilfe hatte sich im Kirchenkampf auf die Seite der Bekennenden Kirche gestellt. Der Rheinische Bruderrat der Bekennenden Kirche bestätigte die Berufung der Vikarin Dümmen, die ihre Arbeit für die Frauenhilfe am 1. Mai 1937 antrat. Ihre Einsegnung erfolgte am 9. Mai in der Gladbacher Christuskirche durch den Superintendenten Becker und Pfarrer Bruno Weiß. Sie bezeichnete die erste Zeit ihrer Tätigkeit als „reiche Jahre“, während sie die Kriegszeit als „lähmend“ für ihre Arbeit empfand. Als Mitglied der Bekennenden Kirche war sie in ihrer Arbeit für die Frauenhilfe zahlreichen Repressalien durch die Nationalsozialisten und ihre Vertreter in der Kirchenleitung ausgesetzt. Soziale Aktivitäten waren von NS-Organisationen monopolisiert worden. Karitative Sammlungen der Frauenhilfe wurden untersagt. Kritische Bibelarbeit, die noch stattfinden durfte, beobachteten die Nationalsozialisten argwöhnisch. Vom 1. Januar 1945 an bis zum 30. November 1945 wurde die Vikarin Dümmen mit der Seelsorge für die zahlreichen evakuierten Gemeindeglieder betraut, die im Bezirk Magdeburg vor allem in der Stadt Schönebeck (Stadtteil Salzelmen) untergebracht waren.

Aufbauarbeit in der NachkriegszeitAb 1. Dezember 1945 berief das Gladbacher Presbyterium Elfriede Dümmen in den Dienst der Kirchengemeinde. Zu ihren Aufgaben gehörten die Erteilung des evangelischen Religionsunterrichts und die Durchführung von Andachten und Schulgottesdiensten an den höheren Mädchenschulen der Stadt. Vielen ehemaligen Schülerinnen des Staatlichen Mädchengymnasiums, der Marienschule und der Städtischen Mädchenrealschule ist sie aus dieser Zeit noch bekannt. Als Predigerin war sie aushilfsweise in der Nachkriegszeit im Einsatz, als noch nicht alle Pfarrstellen mit Männern wiederbesetzt waren. Sie hielt theologische Vorträge über biblische und soziale Themen in der Stadt. Ehrenamtlich übernahm sie ab 1947/48 die Ämter der Vorsitzenden der Frauenhilfe im Stadt- und Kreisverband M.Gladbach. Für die Menschen in Ostdeutschland organisierte sie Paket-Aktionen. Im Müttergenesungswerk engagierte sie sich ab 1952. Im gleichen Jahr 1952 war sie die Initiatorin bei der Einführung des ersten Mönchengladbacher „Weltgebetstages der Frauen“, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiert. Über den späteren Beitritt der katholischen Frauen zum Weltgebetstag zeigte sie sich sehr erfreut. Als Vorstandsmitglied des Müttererholungsheimes „Waldquelle“ in Dalheim unterstützte sie energisch den Ausbau der Einrichtung. Ab 1963 durfte sie nach langen Jahren endlich die Amtsbezeichnung Pastorin als erste Frau im Gladbacher Kirchendienst führen. 1967 initiierte sie eine Städtepartnerschaft mit den evangelischen Frauen in der französischen Partnerstadt Roubaix.

 1968 trat Pastorin Dümmen in den Ruhestand. Ihre Ehrenämter übte sie noch mehrere Jahre lang weiter aus. In ihren letzten Lebensjahren zog sie sich aus der Öffentlichkeit zurück und lebte zuletzt im Seniorenheim „Haus Bungeroth“. Sie verstarb am 27. Mai 1991 und wurde am 31. Mai 1991 auf dem Pfarrerfeld des Friedhofes am Wasserturm beigesetzt.

Lothar Beckers

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