Am 1. August 1975 stand ein Junge in Brüggen in aller Herrgottsfrühe an der Haltestelle und wartete auf den Bus, der ihn nach Mönchengladbach bringen sollte. Der damals 15jährige Dietmar Nasarzewski trat an diesem Tag seine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten beim Gemeindeverband der evangelischen Kirchengemeinden Mönchengladbach an. „Bei meinem Vorstellungsgespräch waren noch meine Eltern dabei und ich musste etwas aus der Kirchenordnung vorlesen. Das Wort „Kreissynodalvorstand“ fand ich wirklich schwierig“, erinnert sich Nasarzewski, der seitdem nicht nur das ungewohnte kircheninterne Vokabular erlernt, sondern auch viele Um- und Neustrukturierungen der Verwaltung erlebt hat. Nun trat der Verwaltungsleiter des Verwaltungsverbandes des Ev. Kirchenkreises Gladbach-Neuss nach über 45 Jahren im Dienst der evangelischen Gemeinden den passiven Teil seines Altersteildienstes an.
Bei seinem Dienstantritt 1975 betritt er ein altes Gebäude, das Wichernhaus nahe dem Alten Markt im Zentrum der Stadt, und trifft auf lauter „steinalte Menschen“, wie er schmunzelnd sagt. „Alle waren über 50 Jahre alt.“ Er beginnt damit, Rechnungen abzuheften und Karteikarten auszufüllen. „Die meiste Zeit meiner Ausbildung habe ich in der Buchhaltung verbracht, wo man mich an einen Küchentisch setzte und wo es tatsächlich noch Rechenmaschinen aus der Vorkriegszeit gab. Das waren so Dinger, die nur addieren und subtrahieren konnten und einen höllischen Lärm machten. Elektrische Schreibmaschinen gab es nur zwei, eine davon mit Kugelkopf. Die Kugelköpfe mussten abends sogar im Tresor eingeschlossen werden. Die meisten waren froh, als mehrmals im Gemeindeamt eingebrochen wurde und die Diebe –wohl mehr aus Frust- die alten Dinger mitgenommen haben.“
Dietmar Nasarzewski bleibt nach seiner Ausbildung in der Gemeindeverwaltung, absolviert zwei mehrjährige Verwaltungslehrgänge und wird schließlich verbeamtet. Zuvor jedoch ist er als blutjunger Verwaltungsfachmann für den Bau des Gemeindezentrums Haus Zoar am Kapuzinerplatz in Mönchengladbach zuständig. „Das hat Spaß gemacht, war aber auch eine besondere Herausforderung, weil zu dieser Zeit gerade die Pfarrstellen der Christuskirchengemeinde neu besetzt wurden und zum Teil seitens der Gemeinde als Bauherr kein Ansprechpartner da war“, erzählt Nasarzewski. Auch mit dem Umbau des Wichernhauses 1989/90 zu angemesseneren Büroräumen ist er beschäftigt. Und mit der Einführung der EDV in die kirchliche Verwaltung. Über lange Jahre betreut er die Christuskirchengemeinde Mönchengladbach als Sachbearbeiter.
2007 wird er zum stellvertretenden Geschäftsführer des neu gegründeten Verwaltungsverbandes Mönchengladbach, unter dessen Dach das Diakonische Werk und die Gemeindeverwaltung zusammengeführt werden. „Dadurch habe ich viel Einblick in die Arbeit der Diakonie gewonnen“, sagt er. 2015 werden Verwaltung und Diakonie wieder getrennt, 2017 wird im Zuge einer Verwaltungsstrukturreform der neue Verwaltungsverband des Kirchenkreises Gladbach-Neuss gegründet, der zentralisiert Aufgaben für die Gemeinden und Verbände des Kirchenkreises übernimmt und in der Hauptstraße 200 in Rheydt angesiedelt wird. Hier übernimmt er die Leitung und damit die Verantwortung für 45 Mitarbeitende. „Richtig glücklich bin ich damit nicht geworden“, stellt er fest. Die Strukturen sind anonymer, die Arbeitsbelastung ist hoch, die enge Bindung an die Kirchengemeinden fehlt. Gesundheitliche Probleme kommen dazu. Dietmar Nasarzewski entscheidet sich für den Altersteildienst. Ganz weg ist er aber nicht. „Ich arbeite nun projektbezogen und freue mich, dass ich für die neue Geschäftsführung noch unterstützend tätig sein kann“, sagt er.
Angela Rietdorf